Als klassische Schreinerei für Innenausbau und Messe sowie Automotive und Maschinenbau hat das Unternehmen Pflug seit Anfang der 1980er Jahre seinen Sitz im baden-württembergischen Gomaringen. Sein erweitertes Portfolio brachte das Unternehmen durch Zufälle und Empfehlungen über Mekka nach Oslo. Für das Naturhistorische Museum in Oslo wurden diverse Exponate für die Dauerausstellung entworfen, gebaut und vor Ort installiert.
Vom wackelnden Stuhlbein bis zum Komplettumfang für Arztpraxen, Wohnhäuser oder Büroobjekte bietet die Schreinerei ein breites Spektrum. Das Hauptgeschäft von Pflug liegt im hochwertigen Innenausbau für private und gewerbliche Kunden. Für Industriekunden fertigt Pflug darüber hinaus Sonderteile aus Holz und Kunststoff an, von bearbeiteten Platten bis hin zu komplexen Vorrichtungen, die bei der Fertigung exklusiver Fahrzeuge zum Einsatz kommen.
Das dritte Standbein der Firma ist die Fertigung von Exponaten. „Zu unseren Kunden gehören auch Museen, Naturparks und Institutionen, für die wir Modelle und Exponate mit dem Fokus auf die exakte Fertigung nach digitalen Daten herstellen. Hauptanwendungen sind Landschaftsreliefs mit Aufprojektion oder farblicher Gestaltung“, erläutert Volker Paasch, Geschäftsführer bei der Pflug GmbH.
Ein Mond für Mekka
Durch eine Empfehlung für die Anfertigung eines Sonderteils im Automobilbereich und eine Verkettung von Zufällen erhielt die Firma Pflug 2011 den Auftrag, für die Verantwortlichen der Astronomie-Ausstellung im Clock Tower Museum in Mekka unter anderem zwei Mondgloben mit Reliefoberfläche und einem Durchmesser von jeweils 3,5 Metern für die dortige ständige Ausstellung anzufertigen. „So kam eins zum anderen. Unsere Expertise hat sich rumgesprochen. Eine der Herausforderungen sind die Dimensionen der Exponate. Aktuell sind zwei Monde mit einem Durchmesser von jeweils 3,5 Meter bei uns eingelagert, die im Zuge des Mekka-Projekts als Geschenk für die NASA und das DLR in Auftrag gegeben wurden. Beide Organisationen haben aber ein Platzproblem.“
„Die Handelskammer hat im Vorfeld des Projektes gut beraten und über ihre Leistungen die Durchführung der Lieferung und Montage der Exponate erst möglich gemacht. Das hat uns bei der Administration des Projektes erheblich entlastet.“
Volker Paasch, Geschäftsführer, Pflug GmbH
Planeten für Oslo

Noch mehr Volumen nehmen die Dauerexponate für das Naturhistorische Museum in Oslo in Anspruch. Dazu zählen zehn Erdgloben mit ca. 1,5 Meter Durchmesser zu verschiedenen Themen, wie der Aufbau der Erde, Vulkanismus, Planetentektonik oder Magnetfelder. Darüber hinaus erstellte Pflug sechs weitere Exponate zum Thema Sonnensystem und Asteroiden/Meteoriten sowie ein Asteroidenfeld als Luftrauminstallation mit 85 Einzelobjekten. In einem weiteren Ausstellungsteil wurden zwei Installationen zum Thema Tage- und Bergbau errichtet. Die Exponate wurden in Gomaringen geplant und gefertigt und vor Ort in Oslo von Paasch und seinen Mitarbeitern montiert. Ausschlaggebend für den Erfolg waren vor allem die lange technische Begleitung des Projekts in der Planungsphase sowie die „skalierbare“ Auslegung der Ausführung, um innerhalb der Budgetgrenzen des Auftraggebers zu agieren und trotzdem beeindruckende Exponate in hervorragender Qualität herzustellen. Dieses und weitere Projekte von Pflug sind durch die aktuelle Beschaffungssituation für Halbwaren und Betriebsstoffe betroffen. Lange Lieferzeiten, schlechte Verfügbarkeit und gestiegene Preise sind nur Teilaspekte dieser Problematik. Wirtschaftlich von größerer Bedeutung sind der Aufwand für das Umdisponieren, Umplanen und Optimieren der Projekte nach den jeweiligen Verfügbarkeiten. Letztendlich blieben für die Arbeiten in Oslo auch nur acht Monate vom Zuschlag für den Auftrag bis zur Aufhängung der Exponate anstatt der eingeplanten zwölf bis 14 Monate.
Hilfe bei der norwegischen Bürokratie
Die größten Herausforderungen dabei waren für das Unternehmen die notwendigen Formalitäten in Norwegen. Hier stand die AHK Norwegen beratend zur Seite. „Die Handelskammer hat im Vorfeld des Projektes gut beraten und über ihre Leistungen die Durchführung der Lieferung und Montage der Exponate erst möglich gemacht“, so Paasch. „Das hat uns bei der Administration des Projektes erheblich entlastet.“ Unterschiede in der Geschäftskultur konnte Paasch vor allem in der Projektstruktur erkennen. „In Deutschland steht häufig eine einzelne Person in der Verantwortung, wenn Entscheidungen getroffen werden müssen, während in Norwegen Entscheidungen eher von der Gruppe bzw. der Gemeinschaft getroffen werden. Mitunter benötigen Entscheidungsprozesse auf norwegischer Seite daher mehr Zeit“, schildert Paasch. Gleichzeitig lobt er das sehr freundliche und lösungsorientierte Miteinander und den ausnahmslos offenen und hilfsbereiter Umgang zwischen Kunde und Auftragnehmer.
Die Arbeiten in Norwegen sind projektbezogen. Primär ist Pflug in der Region Tübingen/Reutlingen direkt tätig. Für die Zukunft sind keine großen Änderungen an diesem Geschäftsmodell geplant. Das Unternehmen setzt darauf, mit immer neuen innovativen Ansätzen seine Nischen besetzt zu halten und im Bereich Innenausbau das Projektgeschäft zu konsolidieren. Aber wer weiß wohin Kollege Zufall Volker Paasch und seine Kollegen als nächstes führen wird.