Mit einigen Monaten Verzögerung hat die Bundesregierung am 10. Juni 2020 die Nationale Wasserstoffstrategie verabschiedet und damit Wasserstoff als entscheidenen Faktor für die Dekarbonisierung der deutschen Stahl- und Chemieindustrie positioniert. Zwei Milliarden Euro sollen in den Aufbau internationaler Partnerschaften investiert werden, wobei sich auch Geschäftschancen für norwegische Akteure ergeben.
„Mit der Wasserstoffstrategie stellen wir die Weichen dafür, dass Deutschland bei Wasserstofftechnologien die Nummer 1 in der Welt wird“, sagt Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Peter Altmaier in einer Pressemitteilung des BMWi.
Bis 2030 sieht die Bundesregierung einen Wasserstoffbedarf zwischen 90 und 110 TWh. Um einen Teil dieses Bedarfs zu decken (bis zu 14 TWH), wurde beschlossen, die Elektrolysekapazität von circa 5 GW bis 2030 auszubauen und bis 2035/2040 um weitere 5 GW zu erweitern.
Deutschland setzt auf die rasche Senkung der Kosten für Wasserstofftechnologien und will damit eine rentable Alternative zu fossilen Brennstoffen schaffen. Neben Milliardenbeträgen aus verschiedenen Fonds und laufenden Investitionsprogrammen investiert die Bundesregierung weitere neun Milliarden Euro zur Umsetzung der Strategie. Davon sollen sieben Milliarden Euro für die breite Vermarktung von Wasserstofftechnologien in Deutschland verwendet werden – zwei Milliarden sind für internationale Partnerschaften vorgesehen.
Internationale Dimension
Es ist noch unklar, wie der Bedarf an Wasserstoff im Jahr 2050 sein wird. Da Deutschland allein nicht genug erneuerbare Energie produzieren kann, um die großen Mengen Wasserstoff durch Elektrolyse zu produzieren, investiert das Land stark in die internationale Zusammenarbeit. Derzeit wird das Potenzial für die Produktion von grünem Wasserstoff in Afrika geprüft, wo die deutsche Regierung unter anderem eine Zusammenarbeit mit Marokko aufgenommen hat.
Dass Norwegen eine Rolle im deutschen und europäischen Engagement für Wasserstoff spielen kann, zeigt auch ein kürzlich von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) veröffentlichter Artikel. Hier wird Norwegen als einer der beiden bevorzugten Partner der EU für Wasserstoff identifiziert, da das Land bei der Entwicklung von Wasserstofftechnologien bereits weit vorangeschritten und ein wichtiger Gas- und Stromlieferant für Deutschland ist.
„Wir haben ein großes Interesse an Wasserstoffprojekten von norwegischen und deutschen Akteuren. Da beide Länder zukünftig in Wasserstoff investieren, sehen wir viele Möglichkeiten für eine bilaterale Zusammenarbeit in der Technologieentwicklung sowie bei Innovations- und Demonstrationsprojekten. Wir haben vor kurzem eine bilaterale Arbeitsgruppe für Wasserstoff etabliert, um Kooperationsbereiche zu identifizieren“, sagt Michael Kern, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der AHK Norwegen.