Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), hat auf die erheblichen strukturellen Nachteile, die die hohen Stromkosten für die Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland mit sich bringen, hingewiesen.
„Der flächendeckende Anstieg der Preise für Energierohstoffe wird immer mehr zu einem Konjunkturrisiko für die deutsche Wirtschaft“, sagte Dercks dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die hohen Öl-Lagerbestände der Niedrigpreisphase würden zunehmend abgebaut; zudem steige die Unsicherheit über die künftige Angebotssituation.
„Der Marktwert eines Barrels Brent lag im September 2018 rund 45 Prozent höher als im Vorjahresmonat“, betonte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer. „Das trifft die deutsche Wirtschaft in Form steigender Kosten zum Beispiel für chemische Grundstoffe sowie für Treib- und Heizstoffe.“ Vor allem energieintensive Branchen zeigten sich angesichts der Preissteigerungen besorgt.
Dercks verwies auf die jüngste DIHK-Konjunkturumfrage. Darin sei der Anteil der Unternehmen, die in der Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise ein aktuelles Geschäftsrisiko sähen, deutlich angestiegen: auf 34 nach 30 Prozent im Frühsommer 2018. Seit Herbst 2016 (mit damals 25 Prozent) habe sich die Energiepreissituation für die Wirtschaft „vollständig gedreht“, berichtete er. In der Industrie betrachte mittlerweile sogar jedes zweite Unternehmen die Energie- und Rohstoffpreise als Konjunkturhemmnis (50 nach 47 Prozent im Frühsommer 2018).
„In keinem EU-Land sind die Stromkosten für mittelständische Industriebetriebe so hoch wie in Deutschland“, kritisierte Dercks. Ein Ende der Kostenspirale sei nicht absehbar, und die strukturellen Nachteile hoher Stromkosten für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie verschärften sich.
„2019 steigen die Netzentgelte fast flächendeckend“, warnte er, „und die höheren Zertifikatspreise schlagen auf die Unternehmen durch“. Damit nicht genug: „Der in der Strukturkommission diskutierte schnellere Kohleausstieg würde die Strompreise noch einmal deutlich nach oben treiben.“ Eine besondere Herausforderung ergebe sich darüber hinaus für die vom Braunkohleausstieg direkt betroffenen Regionen. Denn: „Hier sind besonders viele energieintensive Betriebe angesiedelt.“