Eine der Dienstleistungen der AHK Norwegen ist die Erstellung fundierter Marktanalysen entsprechend individuell gewünschter Detailinformationen. Auf Basis dieser Analysen können das vorhandene Potenzial besser abgeschätzt und Investitionsvorhaben genau an die örtlichen, landes- oder mentalitätsspezifischen Bedingungen angepasst werden. Im vergangenen Jahr erstellte die Handelskammer vier öffentliche Zielmarktanalysen, die weitestgehend online zugänglich sind. Die Veröffentlichung „Intelligente und energieeffiziente Gebäudetechnologien unter Einbindung von erneuerbaren Energien“ zeigt das erhebliche Potenzial, welches in der norwegischen Baubranche liegt, auf.
Aufgrund seines anhaltenden Bevölkerungswachstums verzeichnet Norwegen bei den Bauaktivitäten eine stabile Steigerung. So beträgt der prognostizierte jährliche Investitionsbedarf in neue Gebäude bis 2040 mindestens sieben Milliarden Norwegische Kronen (ca. 700 Millionen Euro). Da die Regierung des Landes zudem das Ziel ausgegeben hat, den Energieverbrauch im bestehenden Gebäudebestand bis 2030 um gut ein Drittel (10 TW/h im Vergleich zu 2015) zu senken, wird dieses Thema weiter in den Fokus rücken.
Der Großteil des Gebäudebestandes wurde in Norwegen wurde zwischen 1970 und 1990 errichtet und weist ein starkes ungenutztes Energieeffizienzpotenzial auf. Laut der norwegischen Energiebehörde NVE liegt dieses bei 13 TW/h, was etwa zehn Prozent des jährlichen Stromverbrauchs des Landes entspricht. Mit einem Potenzial von neun TW/h fallen dabei besonders gewerbliche Gebäude ins Gewicht. Für die Realisierung dieses Potenzials sind neben der steigenden lokalen Produktion und Nutzung von erneuerbaren Energien, smarte und digitale Steuerungssysteme und mehr Flexibilität durch Energiespeicherung zentrale Lösungen. Auch die Interaktion der Energiesysteme zwischen mehreren Gebäuden in einem Areal ist ein wichtiger Lösungsansatz.
Die norwegische Regierung treibt Innovationen und Technologieentwicklung im Gebäudesektor durch neue technische Bauvorschriften voran. Diese erfordern beispielsweise aktuell den Passivhausstandard für alle Neubau- und Sanierungsprojekte. Zudem wird derzeit ein neues Regelwerk mit noch höheren energetischen Ambitionen entwickelt.
Die norwegische Baubranche hat sich trotz der Coronapandemie stabil entwickelt, auch für 2022 wird ein Wachstum erwartet. Verglichen mit anderen Ländern ist die Branche zudem recht überschaubar. Hohe Marktanteile gehen auf eine übersichtliche Anzahl an Akteuren zurück – diese wiederum arbeiten in verschiedenen Innovationsforen zusammen. Die norwegische Baubranche ist also sehr technologieaffin und für Partnerschaften mit Lieferanten von intelligenten und energieeffizienten Gebäudetechnologien offen. Trotz des hohen Innovationstaktes in der norwegischen Branche sind die Akteure gerade im Hinblick auf Technologien und Komponenten in sehr vielen Fällen auf eine strategische Zusammenarbeit mit Partnern aus dem Ausland angewiesen.