Fabian Peuser. Bild: Iren Øibakken Mesterhus Innlandet
Arbeiten, lernen und die Welt sehen? Was nach einem Traum vieler klingt, wird für Jugendliche aus den norwegischen Verwaltungsbezirken (no. Fylkeskommunen) Innlandet, Vestfold und Telemark und aus dem deutschen Münster- und Oldenburgerland ab diesem Jahr wahr.
Die AHK Norwegen hat 2022 ein vom EU-Programm Erasmus+ gefördertes Projekt umgesetzt, in dessen Rahmen gemeinsam mit den genannten Fylkeskommunen und der HWK Münster sowie HWK Oldenburg ein überregionales Netzwerk für den Austausch von Auszubildenden aufgebaut wurde.
Einer der ersten, der sich an das Abenteuer Austausch gewagt hat, ist der 26-jährige Fabian Peuser aus dem Münsterland. Der Zimmerer im zweiten Lehrjahr schwärmt: „Der Austausch ist eine superspannende Erfahrung, die ich definitiv empfehlen kann!“ Er befindet sich derzeit in Norwegen und ist in den kommenden Wochen auf verschiedenen Baustellen unterwegs.
Brüninghoff, sein Lehrbetrieb in Deutschland, ist ein Großunternehmen mit rund 700 Mitarbeitern, während er bei seinem Aufenthalt in Norwegen sowohl in das Großunternehmen Betonmast Innlandet AS als auch in den kleineren Betrieb Mesterhus AS sammelt. „Die Bauprojekte der beiden Betriebe waren unterschiedlich groß und daher teilweise anders organisiert als zuhause. Insgesamt geht alles etwas entspannter zu und ich erhalte Einblick in spezielle Tätigkeiten wie zum Bespiel das Gipsdämmen“, sagt Peuser. Die Sprachbarriere auf der Baustelle stellt für den jungen Handwerker kein Problem dar. „Ich habe mir einen Monat vor der Abreise eine Sprachapp heruntergeladen und fleißig Norwegisch geübt. Jetzt verstehe ich tatsächlich schon das eine oder andere“, sagt er. Ansonsten verständige er sich einfach auf Englisch oder auch auf Deutsch. Schwerer tat sich Peuser mit dem Papierkram vor der Reise: „Das war zu Beginn eine kleine Herausforderung, aber ich habe zum Glück super Unterstützung von der Handwerkskammer in Deutschland und den Fylkeskommune in Norwegen erhalten“, betont er.
Bei den Fylkeskommunen ist die Freude groß, dass die ersten Lehrlinge durch das Projekt ihren Weg nach Norwegen gefunden haben. „Wir freuen uns sehr über den Aufenthalt von Fabian Peuser in Norwegen und darüber, dass wir Unternehmen in unserem Netzwerk zu haben, die offen sind und Interesse haben an Auszubildenden aus Deutschland“, sagt Gry Kristin Vist von der Fylkeskommune Innlandet. „Wir hoffen, dass es bald noch mehr werden – umgekehrt entsenden wir jedes Jahr etwa zehn bis zwölf Auszubildende nach Deutschland zu Partnern in Oldenburg und Freiburg.

Auch bei den norwegischen Lehrbetrieben freut man sich über den deutschen Besuch. Erna Nyborg von der Betonmast Innlandet AS, bei der Fabian Peuser derzeit seinen Austausch absolviert, sagt: „Fabian leistet bei uns einen in jeder Hinsicht einen tollen Beitrag auf dem gleichen Niveau wie unsere anderen Zimmerleute.“ Die Betonmast Innlandet AS, die in diesem Projekt mit der Mesterhus Innlandet AS zusammenarbeitet, hat im Rahmen des Projekts umgekehrt drei Lehrlinge nach Deutschland entsandt. „Wir sind sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit“, betont Nyborg.
Großes Interesse seit Beginn
Das Projekt ist noch jung. Erst vergangenes Jahr stellte es die AHK Norwegen an Informationstreffen mit den Fylkeskommunen und den Handwerkskammern in Norwegen und Deutschland vor. Kristina Schmidt, die Projektleiterin vonseiten der AHK Norwegen, sagt: „Wir waren positiv überrascht von dem großen Interesse unter den Teilnehmenden. Einige haben dort zum ersten Mal von der Möglichkeit eines Lehrlingsaustausch gehört und haben sich im Nachgang direkt als Netzwerkmitglieder aufführen lassen. Aus unserer Sicht ist dies ein Indiz dafür, dass das Potenzial, den Azubiaustausch zwischen Norwegen und Deutschland zu intensivieren, groß ist. Die Akteure müssen nur ausreichend informiert werden und eine Anlaufstelle für Fragen haben.“
Bald schon in ganz Norwegen?
Das neu gegründete Netzwerk bildet nun die Grundlage, um es auf ganz Norwegen zu erweitern und noch mehr Jugendlichen in Ausbildung die Möglichkeit für einen Austausch zu bieten.
Die norwegischen Verwaltungsbezirke Innlandet sowie Vestfold und Telemark sind zentrale Akteure im norwegischen Netzwerk. Bei Interesse an einem Austausch wenden Sie sich an eine Mobilitätsberatungsstelle im Rahmen von „Berufsbildung ohne Grenzen“. Diese kontaktieren die norwegischen Verwaltungsbezirke, die dann die entsprechenden Ausbildungsbüros kontaktieren Dadurch wird eine gezielte und effektive Kanalisierung der Anfragen gewährleistet. Über die Handwerkskammer Münster und die Handwerkskammer Oldenburg ist das Netzwerk mit dem deutschen Mobilitätsnetzwerk „Berufsbildung ohne Grenzen“ verbunden.
Mehr Infos auf: https://norwegen.ahk.de/kernbereiche/erasmus