Die Deutsche Regierung aktualisiert ihre Wasserstoffstrategie und Norwegen spielt eine zentrale Rolle

Ende Juli 2023 hat das deutsche Bundeskabinett die „Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie“, basierend auf der Strategie von Juni 2020 beschlossen. Mit deren Implementierung will Deutschland den Einsatz klimafreundlicher Wasserstofftechnologien vorantreiben, die Energieimporte diversifizieren, und damit seine Versorgungssicherheit stärken.

Im Rahmen der Fortschreibung will die Regierung den höheren Anforderungen im Klimaschutz und den neuen Herausforderungen auf dem Energiemarkt gerecht werden. So ist unter anderem die Nutzung von blauem (karbonarmem) Wasserstoff als Zwischenlösung vorgesehen sowie die begrenzte Berücksichtigung von türkis (durch Methanpyrolyse) – und orangefarbenem (aus Biogas) Wasserstoff. Direkt finanziell gefördert wird jedoch nur die Erzeugung von grünem (mit erneuerbaren Energien erzeugter) Wasserstoff.

Sechs Ziele

Das Update sieht kurzfristige (für 2023), mittelfristige (für 2024/25) und langfristige Maßnahmen bis 2030 vor und beinhaltet bis 2030 sechs Ziele:

  • Beschleunigung des Markthochlaufs: Von Wasserstoff, seiner Derivate und der relevanten Technologien entlang der gesamten Wertschöpfungskette
  • Sicherstellung ausreichender Verfügbarkeit von Wasserstoff und seiner Derivate: Das Ziel für heimische Elektrolysekapazität in 2030 wird von 5 GW auf mind. 10 GW erhöht. Der restliche Bedarf wird durch Importe gedeckt. Eine gesonderte Importstrategie wird entwickelt.
  • Aufbau einer leistungsfähigen Wasserstoffinfrastruktur: Bis 2027/2028 wird über die IPCEI-Förderung ein Wasserstoffstartnetz mit mehr als 1.800 km umgestellten und neu gebauten Wasserstoffleitungen in Deutschland aufgebaut; europaweit kommen ca. 4.500 km hinzu (European Hydrogen Backbone). Mittels Erweiterung zu einem Kernnetz werden bis 2032 alle großen Erzeugungs-, Import- und Speicherzentren mit den relevanten Abnehmern in Deutschland verbunden.
  • Etablierung Wasserstoffanwendungen in den Sektoren: Bis 2030 sollen Wasserstoff und seine Derivate in der Industrie, bei schweren Nutzfahrzeugen und vermehrt im Schiffs- und Luftverkehr eingesetzt werden. Darüber hinaus wird Wasserstoff im Stromsektor zur Energieversorgung beitragen durch umgerüstete Gaskraftwerke (H2-ready) und durch Elektrolyseure. Zur perspektivischen Nutzung von Wasserstoff bei der zentralen und dezentralen Wärmeversorgung werden die Rahmenbedingungen aktuell im GEG, in der Wärmeplanung sowie im europäischen Gasmarktpaket weiterentwickelt.
  • Deutschland als Leitanbieter: Bis 2030 soll die deutsche Technologieführerschaft entlang der gesamten Wertschöpfungskette ausgebaut werden (von Elektrolyseuren bis zu verschiedenen Brennstoffzellentechnologien).  
  • Geeignete Rahmenbedingungen: Es soll geeignete rechtliche Voraussetzungen auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene geben. Besonders Planungs- und Genehmigungsverfahren sollen effizienter werden, die Verwaltung auf allen Ebenen koordiniert sein und mit einheitlichen Standards/ Zertifizierungssysteme gearbeitet werden.

Norwegen nimmt in der Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie eine besondere Rolle ein, vor allem im Kontext kurzfristiger Maßnahmen im Bereich der Verfügbarkeit von Wasserstoff. Darüber hinaus wird Norwegens Rolle als Partnerland mit Blick auf die noch zu veröffentlichende „Importstrategie Wasserstoff“ betont.

Bereits heute gibt es mit Blick auf den mittelfristigen Ausbau des europäischen Wasserstoff-Kernnetzes einen fortgeschrittenen Austausch zwischen Norwegen und Deutschland. Ein exemplarisches Beispiel dafür ist die Machbarkeitsstudie der DENA und Gassco bezüglich einer deutsch-norwegischen Pipeline zur Lieferung von Wasserstoff. Eine deutsch-norwegische Arbeitsgruppe soll die Resultate dieser Studie nach erfolgter Publikation auswerten und weiter verfolgen, wie die norwegische Regierung im September 2023 ankündigte. Die Gruppe soll dabei helfen, das Ziel einer funktionierenden Infrastruktur für Wasserstoff zwischen Norwegen und Deutschland bis 2030 zu erreichen.