Bild: thyssenkrupp
Mit einer Zeremonie hat thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) am 12. September den Produktionsbeginn neuer U-Boote für Deutschland und Norwegen gefeiert. Dem Anlass in Kiel wohnten auch der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius und sein norwegischen Amtskollege Bjørn Arild Gram bei. Für das Unternehmen ist es der größte Auftrag seiner Geschichte.
Das deutsch-norwegische U-Boot-Programm schreitet mit großen Schritten voran: 2017 vereinbarten die beiden Länder eine umfassende Kooperation im Bereich der maritimen Verteidigung, die sich auf die Beschaffung neuer U-Boote stützt. 2021 erhielt TKMS den Auftrag zum Bau von insgesamt sechs U-Booten für die Königliche norwegische Marine und die deutsche Marine. Nun, zwei Jahre nach der Unterzeichnung ist die Produktion der baugleichen U-Boote (212CD) für die deutsche und norwegische Marine offiziell angelaufen. Insgesamt umfassen die Verträge vier U-Boote für Norwegen und zwei für Deutschland. Der Gesamtwert der Verträge soll sich auf mehr als 5 Milliarden Euro belaufen – für thyssenkrupp ist es ist der größte Auftrag seiner Firmengeschichte.
Eigens eine neue Produktionshalle gebaut
Die neuen 212CD-U-Boote werden rund 74 Meter lang und zehn Meter breit, sowie 13 Meter hoch. Für den Bau der U-Boote musste eigens eine neue Produktionshalle gebaut werden. Die 212CD-Klasse stellt laut TKMS „nicht nur aufgrund ihrer imposanten Größe“ neue Anforderungen an die Produktion, sondern erfordere auch „modernste Fertigungslinien für die schiffbauliche Ausrüstung mit hochtechnologischen Systemen.“ Das erste der neuen U-Boote wird im Jahr 2029 an Norwegen ausgeliefert.
Die Zusammenarbeit basiert auf langjährigem Knowhow: In den vergangenen fünfzig Jahren haben deutsche U-Boot-Konstrukteure eine Reihe von Lösungen entwickelt, die es kleinen und kompakten U-Booten ermöglichen, in den flachen Gewässern der Ostsee verborgen zu bleiben. Gemeinsam mit Norwegen wird Deutschland diese Lösungen zum ersten Mal in ein größeres U-Boot integrieren, das viel länger als seine Vorgänger verdeckt operieren kann, so dass es unter allen möglichen Bedingungen – von den Schären bis zur offenen See – effektiv eingesetzt werden kann.
Werften und Büros für beide Länder
Um Kosten einzusparen, wird die Zusammenarbeit beider Länder auch auf operativer Ebene ausgeweitete: Auf dem Marinestützpunkt Haakonsvern in der Nähe von Bergen baut die norwegische Verteidigungsbaubehörde derzeit eine Wartungswerft, die sowohl die norwegischen als auch die deutschen Boote betreuen kann. Ebenso soll dort ein deutsch-norwegisches technisches Büro etabliert werden, das die Wartung der U-Boote verwalten und leiten, die technische Sicherheit gewährleisten und künftige Nachrüstungen der neuen Boote planen wird. Am Rande der Zeremonie unterzeichneten die Verteidigungsminister beider Länder darüber hinaus eine Absichtserklärung, welche die Langfristigkeit und die weitere Intensivierung der Partnerschaft im Verteidigungssektor noch einmal betont.

Der norwegische Verteidigungsminister Bjørn Arild Gram (l.) und sein deutscher Amtskollege Boris Pistorius (2.v.l.) bei der Zeremonie. Bild: picture alliance/dpa/Marcus Brandt
Für die Branche hatte der Besuch des deutschen Verteidigungsministers besondere Symbolkraft: Pistorius bestätigte, dass die deutsche Bundesregierung einen Einstieg bei der Kieler U-Boot-Werft TKMS erwäge. Die Konzernmutter, thyssenkrupp, arbeitete zu Konsolidierungszwecken schon länger an einer Eigenständigkeit von Marine Systems. Die Bundesregierung prüfe einen Einstieg, diese Überlegungen seien allerdings noch nicht abgeschlossen. Nach Angaben des Ministers werde das mindestens bis Ende des Jahres dauern.
Die Kieler Werft TKMS beschäftigt rund 3.200 Personen, weitere 10.000 sind in Schleswig-Holstein in der Zulieferindustrie angestellt. Durch die Aufträge aus dem In- und Ausland ist die Werft bis 2034 voll ausgelastet.