Dr. Steffen Knodt ist der neue Sprecher unserer Deutsch-Norwegischen Arbeitsgruppe für Meerestechnologie

Dr. Steffen Knodt, unter anderem Head of Business Development am Institut für Maritime Energiesysteme des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR), wurde zum neuen Sprecher der Arbeitsgruppe für Meerestechnologie der AHK Norwegen gewählt. Wer ist dieser Mann und was zeichnet ihn für diese Position aus? Wir haben uns mit Herrn Dr. Knodt unterhalten.

Herr Dr. Knodt, auf Ihrem LinkedIn-Profil haben sie bei ihren beruflichen Stationen einen großen Bezug zu Innovation. Wie würden Sie Ihren Hintergrund zusammenfassen?

Ich habe Grundlagen des Maschinenwesens studiert an der RWTH Aachen und im Bereich der Produktionstechnologie promoviert. Danach habe ich in Leitungsfunktionen im Bereich Entwicklung, Technologie und Innovation in verschiedenen Branchen für große Unternehmen, aber auch für Startups gearbeitet. Im Fokus stand häufig die Stärkung der Innovationsfähigkeit von Konzernen durch eine engere Zusammenarbeit mit Startups, ein Themenfeld das in den vergangenen Jahren durch die erforderliche Digitalen Transformation von Unternehmen sowie die wachsende Notwendigkeit für nachhaltige Geschäftsmodelle eine ganz andere Dynamik und Bedeutung gewonnen hat.

Innovationsfähigkeit von Konzernen durch eine engere Zusammenarbeit mit Startups – ein Themenfeld, das in den vergangenen Jahren eine ganz andere Dynamik und Bedeutung gewonnen hat.

Seit mehr als 10 Jahren bin ich nun in der maritimen Branche international in den Bereichen Offshore-Energie und maritime Ressourcen sowie Schifffahrt und maritime Energiesysteme aktiv. Darüber hinaus engagiere ich mich von Aachen aus für die Branche im Vorstand in der Gesellschaft für Maritime Technik (GMT) sowie im Vorstand des Deutschen Ozeandekade-Komitees ODK. Die GMT hat sehr enge Beziehungen nach Norwegen und einige aktive Verbindungen zur Deutsch-Norwegischen Handelskammer.

Sie sind aktuell am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt tätig. Wo liegt die Verbindung zum maritimen Sektor?

Beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Energie und Verkehr – kurz DLR – bin ich für das neue Institut für Maritime Energiesysteme seit Ende letzten Jahres für die Geschäftsfeldentwicklung zuständig. Mein Fokus liegt dabei auf der Zusammenarbeit mit der maritimen Industrie. Das DLR ist ja langläufig für unsere Aktivitäten in der Luft- und Raumfahrt bekannt, aber auch da gibt es durch unsere Beobachtungssatelliten schon eine direkte Verbindung zum maritimen Sektor, z.B. bei der Fernerkundung auf dem Meer oder bei der maritimen Sicherheit.

Derzeit liegt der Fokus der Arbeitsgruppe auf den Themenbereichen Energie und umweltfreundliche Schifffahrt, nachhaltige Meeresökonomie, Meeresforschung für nachhaltige Entwicklung, Wasserstoff und Aquakultur. Sind diese Themen auch in Ihrem Arbeitsalltag aktuell?

Das DLR umfasst mehr als 55 Institute und viele davon forschen mit Bezug zum maritimen Sektor, um Lösungen für die Herausforderungen der Gegenwart und die Welt von morgen zu entwickeln. Das Institut für Maritime Energiesysteme ist im DLR-Bereich Verkehr angesiedelt und kann dadurch eine große Bandbreite relevanter Themen für die Dekarbonisierung der Schifffahrt abdecken – angefangen von der Optimierung des derzeitigen Schiffsbetriebs bis hin zur Planung neuer Antriebssysteme auf Basis erneuerbarer Energieträger. Dabei decken wir auch die notwendige Hafeninfrastruktur und die Systemintegration an Bord ab. Wir sind an zwei Standorten in Geesthacht und Kiel vertreten, wobei wir in Kiel auf dem Betriebsgelände einer Werft untergebracht sind. Dies ist für uns ein sehr wichtiger Faktor für unsere notwendige Testinfrastruktur an Land sowie für unser eigenes Versuchsschiff, das uns mit rund 50m Länge sehr viele Möglichkeiten bieten wird – ein derartiges Versuchsschiffs ist derzeit in der maritimen Forschungslandschaft einzigartig!

Sie sagten bereits, dass die GMT, in der Sie sich engagieren, Verbindungen zu Norwegen hat. Sie waren auch in der Vergangenheit bereits in Norwegen tätig. Worum ging es?

Mein Bezug zu Norwegen entstand über meine Tätigkeit als Entwicklungsleiter bei einem deutschen Standort von Aker Solutions in der Nähe von Aachen und enger Zusammenarbeit im Bereich Technologie & Innovation mit der Konzernzentrale in Oslo. Da unser Standort auch sehr eng mit der RWTH Aachen auf dem neuen Campus zusammengearbeitet hat, konnten wir diese Kooperation auch nach Norwegen erweitern. Erfreulicherweise hat sich darüber auch eine schon lange bestehende Kooperation der RWTH Aachen mit NTNU in Trondheim erneuert.

Darüber hinaus gab es eine enge Zusammenarbeit mit meinen norwegischen Kolleg*innen bei Wärtsilä im Bereich klimaneutraler Antriebsysteme für Schiffe, als ich bei Wärtsilä für die Zusammenarbeit mit Startups zuständig und Power-to-X eines unserer Kernthemen war.

Die enge Zusammenarbeit mit meinen norwegischen Kolleg*innen hat mich dann auch in den Austausch mit der Deutsch-Norwegischen Handelskammer gebracht – seitdem bin ich auch Mitglied in der maritimen Arbeitsgruppe und freue mich natürlich sehr über das mir entgegengebrachte Vertrauen als deren Sprecher.

Persönlich haben Sie somit bereits sehr eng mit norwegischen Firmen und Institutionen zusammengearbeitet. Wie bewerten Sie die Zusammenarbeit von Norwegen und Deutschland im maritimen Bereich? Welche Bereiche sind stark und wo gibt es noch Potenzial für eine Vertiefung?

Norwegen und Deutschland kann auf langjährige Zusammenarbeit im maritimen Bereich zurückblicken und die maritime Arbeitsgruppe der AHK hat hierzu einen wesentlichen Beitrag geleistet. Hier danke ich herzlich dem vorherigen Sprecher der Arbeitsgruppe Gisle Nondal, damals noch beim GCE Ocean Technology in Bergen, für sein großes Engagement. Traditionell ist die Zusammenarbeit im Bereich Offshore Öl & Gas einschließlich der Unterwassersysteme ausgezeichnet.

Traditionell ist die deutsch-norwegische Zusammenarbeit im Bereich Offshore Öl & Gas einschließlich der Unterwassersysteme ausgezeichnet.

Im Zuge der Energiewende und dem hohen Bedarf an erneuerbaren Energieträgern haben sich hier neue Felder für eine bilaterale Kooperation eröffnet, z.B. in den Bereichen Offshore Wind oder Carbon Capture and Storage (CCS). Potential für eine Vertiefung gibt es sicher im Bereich mariner Aquakultur, da hier Norwegen die wesentlich besseren Voraussetzungen als Deutschland bietet. Für alle Branchensegmente bietet die Digitalisierung im Zusammenspiel mit der Meerestechnik ein großes Potenzial für eine weitere Vertiefung der Zusammenarbeit. Natürlich würden wir uns seitens der DLR ebenfalls sehr über eine Vertiefung der Zusammenarbeit in den Bereichen maritimer Energiesysteme und maritimer Sicherheit freuen.

Welche maritimen Themen liegen Ihnen besonders am Herzen?

Ich würde hier gerne Bezug auf meine Funktion im Deutschen Ozeandekaden-Komitee nehmen und kurz erläutern, warum mir die UN-Ozeandekade besonders am Herzen liegt. Die Ozeane sind das größte Ökosystem der Erde und bieten eine Vielzahl von Ressourcen und Ökosystemleistungen. In den letzten Jahren ist die Bedeutung eines gesunden Zustands der Ozeane für den Menschen immer weiter in das Bewusstsein von Politik und Öffentlichkeit gerückt. Leider sind viele der komplexen Wirkzusammenhänge nach wie vor nur unzureichend erforscht und es fehlen wissenschaftlich fundierte Handlungsoptionen, um die Meere nachhaltig zu schützen und zu nutzen.

Leider sind viele der komplexen Wirkzusammenhänge in den Ozeanen nach wie vor nur unzureichend erforscht und es fehlen wissenschaftlich fundierte Handlungsoptionen, um die Meere nachhaltig zu schützen und zu nutzen.

Hier setzt die UN-Dekade der Meeresforschung für nachhaltige Entwicklung (2021 – 2030) an. Die Vision der Dekade „The Science We Need For The Ocean We Want“ setzt das ambitionierte Ziel, wissenschaftsbasierte Lösungen für einen nachhaltigen Ozean zu entwickeln und umzusetzen. Damit soll u.a. ein entscheidender Beitrag zum Erreichen der nachhaltigen Entwicklungsziele (SDG’s) der Vereinten Nationen bis 2030, insbesondere SDG 14 (Leben unter Wasser), geleistet werden.

Mit Bezug zum SDG 14 engagiere ich mich stark für eine Verringerung der Meeresverschmutzung durch Plastik, wobei mir das Beseitigen und die Verwertung von Geisternetzen besonders wichtig ist. Um dies zu erreichen, muss die Wissenschaft mit der Industrie zusammenarbeiten und dabei auch gesellschaftliche Gruppen einbinden – hierfür setze ich mich ein. Auch hier eröffnet sich ein sehr interessantes Feld für eine Deutsch-Norwegische Zusammenarbeit, da Norwegen mit dem „High Level Panel for a Sustainable Ocean Economy“ eine Vorreiter-Rolle eingenommen hat.

Vielen Dank für das Gespräch!

Informationen über unsere Arbeitsgruppe für Meerestechnologie finden Sie auf unserer Homepage.