Seit Ende August ist Alfred Grannas neuer Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Norwegen. Zu seinem Amtsantritt sprachen wir mit ihm über seine neue Aufgabe.
Sie kennen Norwegen bereits sehr gut. Warum?
Ich bin seit 17 Jahren mit einer Norwegerin verheiratet und habe auch schon einmal von 2006 bis 2010 hier in Norwegen an der Botschaft gearbeitet.
Gibt es Themen, die Ihnen im Rahmen der bilateralen Zusammenarbeit besonders wichtig sind?
In diesen unruhigen Zeiten in der Welt und auch in Europa wird es besonders darauf ankommen, dass die, die eine regelbasierte Weltordnung wollen, sich zusammentun, um diese zu stützen, zu fördern und womöglich auch weiterzuentwickeln. Deutschland und Norwegen sind hier natürliche Partner, weil wir Grundwerte, aber auch unsere Haltungen gegenüber den allermeisten Problemstellungen teilen. Um erfolgreich zu sein, müssen wir unsere Zusammenarbeit in allen Bereichen, insbesondere bei der Erhaltung von Frieden und Sicherheit, beim internationalen Konfliktmanagement und bei der Verteidigung unserer Werte ausbauen.
Industrie 4.0/Digitalisierung ist in den letzten Jahren ein wichtiges Thema im Rahmen der deutsch-norwegischen Zusammenarbeit gewesen. Was bringt uns die Zukunft?
Ich glaube, ohne natürlich in die Zukunft schauen zu können, dass die Digitalisierung vor allem für Länder wie Deutschland und Norwegen große Möglichkeiten für weiteren Wohlstandsgewinn bereithalten kann. Dazu müssen wir , insbesondere auch in Deutschland, mit dem Ausbau der dazu notwendigen Infrastruktur vorankommen und mehr in Forschung investieren. Die Grundlagen und notwendigen Entscheidungen dafür gibt es. Nun müssen wir voranschreiten. Den Wohlstandsgewinn für alle wird es aber nur geben, wenn diese neue industrielle Revolution, die die Digitalisierung ja darstellt, eingebettet wird in ein Regelwerk, das sicherstellt, dass auch die Gesellschaft als Ganzes davon profitieren kann und nicht nur einige wenige. Gerade auch bei diesem Thema sehe ich großes Potential für eine deutsch-norwegische Zusammenarbeit.
Die deutsch-norwegischen Beziehungen sind hervorragend. Dennoch: Gibt es Verbesserungsmöglichkeiten? Haben Sie ein „Lieblingsthema“, das Sie hier in Norwegen realisieren möchten?
Wenn wir ein Problem in den deutsch-norwegischen Beziehungen haben, dann vielleicht das, dass es kein Problem gibt. Das ist sicher etwas unterkomplex ausgerückt, beschreibt aber den Zustand der Beziehungen sehr gut. Daher sehe ich es hier als meine Hauptaufgabe an, mitzuhelfen, das große Potential, das darin liegt, dass Deutschland und Norwegen sich in einer Werte- aber auch in einer politischen Gemeinschaft mit vielen gleichen Interessen und Zielen befinden, zu mehr gemeinsamem Handeln weiterzuentwickeln.