Norwegische Gebiete für Offshore-Windanlagen ausgeschrieben

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Die norwegische Regierung hat die Ausschreibung für die ersten beiden Offshore- Windgebiete Sørlige Nordsjø II und Utsira Nord auf dem norwegischen Festlandsockel eröffnet. Ziel ist ein Start der Produktion vor 2030 und der vollkommene Ausbau bis 2040. Die erste Vergabe der Gebiete ist für den Sommer oder Herbst geplant. Zu den 17 Konsortien, die Interesse an den Konzessionen bekundet haben, gehören auch deutsche Unternehmen.

Bereits im Sommer 2009 hat die norwegische Regierung das Gesetz zur Produktion von erneuerbaren Energien auf dem Meer vorgestellt und die Möglichkeiten von Offshore-Windenergie in den Raum gestellt. Im Dezember 2022 stellte Terje Aasland, norwegischer Minister für Erdöl und Energie, die Ziele der Regierung für die Gebiete Sørlige Nordsjø II und Utsira Nord vor. Auf dem Gebiet Sørlige Nordsjø II sollen in zwei Phasen Anlagen mit einer Gesamtkapazität von 3.000 Megawatt und auf dem Gebiet Utsira Nord in einer Phase Anlagen mit einer Gesamtkapazität von 1.500 Megawatt entstehen.  

Schwimmend und festgebaut

In einer Pressekonferenz wurden heute die Modalitäten der Vergabeverfahren bekannt gegeben. Die beiden Windparks werden unterschiedlich gebaut: Die Windkraftanlagen in Sørlige Nordsjø II werden in 60 Metern Tiefe am Boden befestigt, während in Utsira Nord schwimmende Windkraftanlagen installiert werden. Da die Technik der schwimmenden Offshore-Windenergieanlagen weniger ausgereift ist, als die fest installierter Anlagen, hat die Regierung Utsira Nord in drei Gebiete aufgeteilt, die auf einem qualitativen Wettbewerb basierend zugewiesen werden sollen. Sørlige Nordsjø II soll durch eine Vorqualifizierungsrunden, gefolgt von einer Auktion bis Ende 2023 einem Konsortium zugewiesen werden. 

Laut Statnett könnte dies die jährliche Stromproduktion Norwegens um etwa 15 Terawattstunden (TWh) oder etwa 10 Prozent der bestehenden Produktion des Landes steigern. 

Chancen für die deutsch-norwegische Zusammenarbeit 

Insgesamt haben 17 Konsortien ihr Interesse an den Konzessionen bekundet. Darunter auch Gruppierungen mit deutscher Firmenbeteiligung, wie Equinor, Norsk Hydro und RWE; Norseman Wind (Norgesgruppen und EnBW) sowie RWE, Havfram und NTE. 

Schätzungen zur Folge könnte der Aufbau von Offshore-Windanlagen mit einer installierten Gesamtleistung von 30.000 Megawatt in Norwegen bis 2040 Investitionen von rund 1.000 Milliarden NOK erfordern. Dies bietet lukrative Chancen für die Zuliefererindustrie und deutsche Akteure, deren Fachwissen und Erfahrungen aus dem Bereich Offshore-Wind gebraucht werden. So gab es bis 2021 in Norwegen nur Offshore-Wind-Testturbinen, während Deutschland laut dem Bundesverband WindEnergie bereits 7.794 Megawatt Offshore-Wind ausgebaut hatte.

„Der Anstieg der Energiepreise in Europa und die dringende Notwendigkeit, den Bereich erneuerbare Energien zur Lösung der Klimakrise weiter auszubauen, machen Offshore-Windenergie relevanter denn je“, so Michael Kern, Geschäftsführer der Deutsch-Norwegischen Handelskammer in Oslo. Norwegen habe hier Nachholbedarf fügt er an und sagt:

„Wir sehen ein enormes Potenzial für deutsche Firmen und für die Zuliefererindustrie, sich in diesem Bereich am norwegischen Markt zu etablieren.“

Michael Kern, Geschäftsführer der AHK Norwegen

So lässt die norwegische Reederei Edda Wind zum Beispiel Schiffe bauen, die als Mutterschiffe für Windenergieanlagentechniker im Zusammenhang mit der Inbetriebnahme und Wartung von Offshore-Windenergieanlagen fungieren. Deutsche Unternehmen waren daran bereits beteiligt: Siemens Energie hat das BlueDrive Plus C System für den Schiffsantrieb, Gea Westfalie den Separator für Bilgewasser geliefert. 

Rentabilität von Offshore-Wind in Norwegen 

Bis dato war der norwegische Strompreis zu niedrig, als dass Offshore-Wind rentabel wäre. Mit einer Hybridlösung und dem Export ins Ausland könnte sich dies ändern. Bereits am Dienstag hat das Ministerium für Erdöl und Energie zwei Berichte von der norwegischen Wasserressourcen- und Energiedirektion (NVE) und der Energieregulierungsbehörde (RME) mit einer Bewertung verschiedener Netzlösungen für Offshore-Wind und den regulatorischen Aspekten der Offshore-Organisation erhalten. Laut NVE sei eine Hybridnetzlösungen nicht für alle Offshore-Windkraftprojekte anwendbar. Für den Stromexport sei jedoch die südliche Nordsee ein natürliches Gebiet, um Verbindungen zu anderen Ländern herzustellen. Dies sollte daher Teil der Gesamtbewertung der Netzwerklösung für Phase 2 von Sørlige Nordsjø II sein. Im Rahmen von Phase 1, die aktuell ausgeschrieben ist, wird der Strom in einem sogenannten Radialkabel zum norwegischen Festland geleitet.