Norwegischer Ministerpräsident stellt vertiefende Zusammenarbeit bei Dekarbonisierung der deutschen Industrie in Aussicht

Der norwegische Ministerpräsident Jonas Gahr Støre war im Rahmen seines Antrittsbesuchs in Berlin am Mittwoch, 19. Januar zu Gast bei einer Podiumsdiskussion mit deutschen Wirtschaftsvertretern. Themen waren die Dekarbonisierung der Deutschen Industrie, die Rolle Norwegens und mögliche Kooperationen, um die „Grüne Null“ zu erreichen. Der Ministerpräsident betonte Norwegens Bereitschaft die Zusammenarbeit mit Deutschland auf dem Energiesektor zu intensivieren, und stellte konkrete Angebote in Aussicht. Die Veranstaltung wurde von der norwegischen Botschaft in Berlin und dem DIHK – Deutscher Industrie- und Handelskammertag in enger Kooperation mit der AHK Norwegen, die ihren Sitz in Oslo hat, organisiert.  

Wirtschaftliche und industrielle Partnerschaften zwischen beiden Ländern haben eine langjährige Tradition, wie Peter Adrian, Präsident des DIHK und Gastgeber der Podiumsdiskussion, bereits in seiner Begrüßung betonte. Die Bereitschaft und das Knowhow deutscher und norwegischer Unternehmen diese Zusammenarbeit auch in Zukunft zu vertiefen und die bilaterale Energiepartnerschaft auszubauen sei weiterhin groß.  

Fokus auf CCS-Projekten 

Der Ministerpräsident knüpfte daran an und äußerte seine Absichten, Bundeskanzler Olaf Scholz beim folgenden Treffen Angebote zu unterbreiten, diese Partnerschaft zu vertiefen und zukünftig auf politischer und technischer Ebene einen Dialog zu den Energie-Themen zu führen. Neben Norwegens Potential blauen und grünen Wasserstoff zu produzieren und zu liefern, hält Gahr Støre die Zusammenarbeit im Bereich der CO₂-Abscheidung und -Speicherung (carbon dioxide capture and storage, kurz CCS) für besonders wichtig. Norwegen nimmt beim Thema CCS eine Vorreiterrolle ein, was insbesondere für Sektoren wichtig ist, in denen die Restemission besonders schwer zu reduzieren ist. Während Norwegen staatliche CCS-Projekte unterhält, ist das Verfahren in Deutschland stark umstritten und de facto aktuell nicht möglich. Im Rahmen des Panels gingen die Meinungen auseinander, inwieweit CCS als dauerhafte Lösung zur Reduzierung von CO₂-Emissionen oder nur als Übergangslösung bis zum Ziel der ausreichenden Produktion und Nutzung von erneuerbaren Energien sein kann.  

Für diese Übergangszeit könne Norwegen auch weiterhin ein stabiler Gaslieferant für Deutschland sein, so Gahr Støre. Allerdings ließe sich mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen in den Beziehungen zu Russland eine kurzfristige signifikante Erhöhung der Liefermenge nicht umsetzen. Mit Blick auf die Gaslieferungen ist für Gahr Støre im Zuge des Wandels die Anwendung von CCS ein wichtiger Baustein.   

Generell haben sowohl die neu gewählte deutsche Regierung als auch die norwegische Regierung ambitionierte Pläne in den Bereichen Klima, Energie und grüne Wende. In der bilateralen Zusammenarbeit bieten sich neben Projekten zu CCS die Bereiche Wasserstoff, Offshore-Wind und Batterietechnologien an.   

Engagement der deutsch-norwegische Auslandshandelskammer 

Die deutsch-norwegische Auslandshandelskammer mit Sitz in Oslo hat die nicht Fossilen-Energiethemen bereits seit längerem als besonders wichtig für den bilateralen Austausch von Wissen und die deutsch-norwegischen Handelsbeziehungen identifiziert. Mit den eigenen Veranstaltungen Industrieforum (nächste Veranstaltung 12. Mai 2022) und dem deutsch-norwegischen Energiedialog (nächste Veranstaltung Herbst 2022) knüpft die AHK bereits an diese Themen an und bietet Industrie, Wirtschaft und Multiplikatoren aus der Forschung eine Plattform für den bilateralen Austausch. Darüber hinaus hat sie unter anderem erfolgreiche Arbeitsgruppen zu den Themen Offshore-Wind, Digitalisierung, Wasserstoff und Forschung und Entwicklung etabliert, mit dem Ziel, Geschäftsmöglichkeiten für deutsche und norwegische Branchenakteure zu verbessern und Netzwerke zu stärken.  

Dieses Ziel, Netzwerke zu stärken und Kooperationen auszubauen, um die Dekarbonisierung der Industrie und die „Grüne Null“ zu erreichen, bildete die abschließende, allgemeine Zusammenfassung der Podiumsteilnehmer.  

Neben dem norwegischen Ministerpräsidenten Jonas Gahr Støre nahmen Dr. Patrick Graichen, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Holger Lösch, stellvertretender Vorstandsvorsitzender, Bundesverband der Deutschen Industrie BDI, Dr. Erika Bellmann, Head of Germany Programs bei Bellona Europa und Dr. Sopna Sury, Chief Operating Officer Wasserstoff bei RWE Generation SE an der Podiumsdiskussion teil. Die Aufzeichnung der Paneldiskussion finden Sie hier.