Die Elektrifizierung von Fahrzeugen in Norwegen ist in vollem Gange, die ersten elektrischen Fähren sind unterwegs und nun steht die Elektrifizierung der norwegischen Luftfahrt auf dem Programm. Avinor hat von der Regierung die Aufgabe erhalten, ein Programm zur Einführung von Elektroflugzeugen zu entwickeln – das ehrgeizige Ziel des Luftfahrtgiganten ist die Elektrifizierung von Inlandsflügen bis 2040.
«Zunächst sprechen wir von Hybrid-Elektro-Flugzeugen oder kleineren Flugzeugen für kurze Strecken», so Kristian Løksa, Kommunikationschef bei Avinor.
Vor einem Monat absolvierte Avinor den ersten Flug mit dem Elektroflieger Pipistrel Alpha Electro. Avinor-Chef, Dag Falk-Petersen, war Pilot und hatte den norwegischen Verkehrsminister Ketil Solvik Olsen als Passagier an Bord. Der Zweisitzer ist aus Verbundstoffen gefertigt und hat eine Flügelspanne von 10,6 Metern. Die Batteriekapazität liegt bei circa eine Stunde und hat somit eine recht begrenzte Reichweite in der Luft.
Norwegische Flugrouten gut geeignet
Laut Løksa sind es genau die kurzen Distanzen, die Norwegen zu einem attraktiven Land für die Elektrifizierung im Luftfahrtsektor machen: „Avinor betreibt 44 Flughäfen in ganz Norwegen. Zwischen diesen fliegen wir kurze Strecken mit relativ wenigen Passagieren pro Flug. Dadurch sind wir besonders dazu geeignet, die ersten kommerziellen Elektroflugzeuge zu testen, die eine erwartbar begrenzte Reichweite und Kapazität haben“, erklärt er.
Obwohl an Bord des Pipistrel-Fliegers lediglich Platz für zwei Personen von insgesamt 177,5 kg ist, wird kontinuierlich daran gearbeitet, das erste Modell mit einer größeren Passagierlast zu entwickeln. „Wir gehen davon aus, dass Motoren- und Flugzeughersteller wie Airbus und Siemens ein Passagierflugzeug mit einer entsprechenden Kapazität für Kurzstreckenflüge bis zum Jahr 2030 entwickeln“, sagt Løksa.
Klimawandel im Fokus
Der politische Wille zum Wandel sowie erneuerbare Energien als Energiequelle sind nach Aussage von Løksa weitere Gründe, warum Norwegen ein sehr attraktives Land für eine elektrifizierte Luftfahrt ist. Dass Norwegen frühzeitig die Elektrifizierung anderer Teile des Transportsektors vorangetrieben hat, spielt ebenfalls eine zentrale Rolle. Der Luftverkehr ist für erhebliche CO2-Emissionen verantwortlich und es bedarf Veränderungen in diesem Bereich des Transportsektors, wenn die im Pariser Abkommen vereinbarten Klimaziele erreicht werden sollen.
„Durch Energieeffizienz, die kontinuierliche Modernisierung der Flugzeugflotte sowie die Einführung nachhaltiger Biokraftstoffe können Elektroflugzeuge dazu beitragen, die gesamten Treibhausgasemissionen der norwegischen Luftfahrt in den nächsten zehn Jahren zu reduzieren“, meint Løksa.
Das Feedback, das Avinor von den Herstellern erhält, lässt vermuten, dass bis ins Jahr 2040 bis zu 100 Personen bis zu 1 000 km fliegen können. Es wird also hoffentlich nicht mehr allzu lange dauern, bis Passagiere mit einem gutem Gewissen in einen Elektroflieger von Oslo nach Berlin steigen.