Finanzhilfen für innovative GreenTech-Projekte

Am Anfang jeder Innovation steht eine Idee, die es in ein wertvolles Geschäftsmodell zu überführen gilt. Dabei sind öffentliche Fördermittel eine ideale Finanzierungsquelle. Dr. Ulrike H. Lüder, Vorstandsmitglied bei Scaberia, gibt einen Überblick über Finanzierungsmöglichkeiten für Greentech-Projekte im Rahmen von Horizon 2020.

Die Entwicklung neuer Produkte, Prozesse oder Dienstleistungen ist sehr kostspielig und mit einem hohen Ausfall- und Businessrisiko verbunden. Um das finanzielle Risiko zu reduzieren, sind insbesondere EU-Fördermittel mit hohen Förderraten und -summen sowie einer teilweise Vorabfinanzierung für die Entwicklung innovativer Produkte, Prozesse, Dienstleistungen oder Geschäftsmodelle in verschiedenen Branchen wie Energie, Baugewerbe, Transport, Verarbeitung und Umwelt eine attraktive Finanzhilfe.

Förderung im Rahmen von Horizon 2020

Das größte öffentliche Finanzierungsinstrument der Welt ist „Horizon 2020“, das 8. EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation mit einem Budget von 80 Mrd. Euro verteilt über acht Jahre (2014-2020). Das 9. Rahmenprogramm (2021-2027) ist mit rund 100 Mrd. Euro in Planung. Deutsche und norwegische Unternehmen können hierbei unabhängig voneinander oder als Kooperationspartner ihre Projektanträge einreichen.

Horizon 2020 ist eine finanzielle Unterstützung mit dem Ziel, die europäische Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, das Wirtschaftswachstum anzukurbeln, neue Arbeitsplätze zu schaffen, den Aufbau hochqualifizierter Fachkräfte zu fördern – und gleichzeitig Lösungen für große gesellschaftliche Herausforderungen zu finden. Die Idee, Forschung und Innovation mit Schwerpunkt auf dem Kommerzialisierungsprozess zu finanzieren, entstand während der letzten europäischen Wirtschaftskrise: Die Finanzierung einer sogenannten business-orientierten Innovation soll der europäischen Industrie Auftrieb geben und in Form von Wissen, Produkten, Prozessen, Jobs, Dienstleistungen oder Geschäftsmodellen Werte schaffen, die Europa wettbewerbsfähiger machen.

Hohe Förderraten und hohe Fördersummen

Innovationsprojekte werden mit 70 Prozent der gesamten förderfähigen Projektkosten kofinanziert; dazu zählen marktnahe Aktivitäten und Projekte für den Prototypenbau oder Pilotanlagenbau im Originalmaßstab, Demonstrationsvorhaben und die Validierung im betrieblichen Umfeld mit Endnutzern und potentiellen Kunden. Forschungs- und Entwicklungsprojekte wie der Prototypenbau und das Testen im kleinen Maßstab oder in simulierter Umgebung werden sogar zu 100 Prozent finanziert.

Die Fördersummen variieren von 1,5 bis 3 Mio. Euro pro Projekt für einzelne Unternehmen oder Gruppen von drei bis fünf Unternehmen. Für große kollaborative Projekte von Gruppen aus 8-20 Unternehmen sowie Hochschulen, Forschungseinrichtungen oder Industrieverbänden stehen Fördersummen in Höhe von 4 bis 17 Mio. Euro pro Projekt zur Verfügung. Besonders attraktiv ist hierbei, dass 30 bis 50 Prozent der gesamten Finanzierungssumme im ersten Monat nach Projektbeginn als Vorfinanzierung ausgezahlt werden. Darüber hinaus bietet die EU indirekte Unterstützung durch einen erleichterten Zugang zu Fremd- und Eigenkapitalfinanzinstrumenten (Kredite).

Spezielle Förderung für KMUs

 Infolge der Europäische Kommission spielen kleine und mittelständige Unternehmen eine Schlüsselrolle für Wirtschaftswachstum, Innovation, Beschäftigung und soziale Integration in der EU. In den vergangenen fünf Jahren haben KMUs zwei Drittel der gesamten privaten Beschäftigung und rund 80 Prozent der neuen Arbeitsplätze geschaffen. Es wird davon ausgegangen, dass 99 von 100 Unternehmen in der EU dem Mittelstand angehören.

Um dieses Innovationspotential weiter zu fördern, sind 20 Prozent des Horizon 2020-Budgets für KMUs reserviert. Zudem gibt es für die Unternehmensgruppe spezielle EU-Fördermittel; hier erfolgt die Unterstützung phasenorientiert und umfasst die gesamte Innovationskette von Machbarkeitsstudien über die Förderung von Pilotierung und Demonstration bis zur Unterstützung der Markteinführung.

Finanzierung von GreenTech-Projekten

Nachhaltige Entwicklung und Klimawandel sind im gesamten Horizon 2020-Programm als Querschnittsthema verankert. 60 Prozent des Budgets von Horizon 2020 sollen für Projekte zur Förderung von Nachhaltigkeit sowie mehr als 35 Prozent für Projekte zur Bekämpfung des Klimawandels verwendet werden.

„Green“ umfasst dabei Technologien und Lösungen in folgenden Bereichen:

  • Erneuerbare Energien
    Erneuerbaren Energien, nachhaltige Nutzung fossiler Brennstoffe, Energiespeicherung, lokale Lösungen für Heizen/Kühlen in Gebäuden, effiziente Netze, intelligente Städte und Gemeinden
  • Energieeffizienz
    Energieeffiziente Gebäude, industrie-spezifische energieeffiziente Produktionsprozesse, effiziente Geräte
  • Transport & Logistik
    Alternative Kraftstoffe, alternative Antriebstechnologien, Infrastruktur- und Verkehrssteuerung, nachhaltiges Mobilitätsmanagement
  • Kreislaufwirtschaft
    Abfallmanagement, Abfallverwertung, Abfallbeseitigung, Umweltsanierung
  • Ressourcen- und Rohstoffeffizienz
    Neue Materialien, nachhaltiges Design, neue Lösungen für nachhaltige Produktion von Rohstoffen, neue Methoden zur besseren Verwertung von Beiprodukten, Recycling von Rohstoffen und Produkten, nachhaltige Wasserwirtschaft

 Gute Gründe für eine EU-Finanzierung

  • FINANZIERUNG – hohe Finanzierungsraten, Finanzierungssummen, Vorfinanzierung
  • NETZWERK – Zugang zu erstklassigen Geschäfts- und Forschungspartnern in ganz Europa
  • MARKT – Zugang zu neuen Märkten und Marktkanälen außerhalb Norwegens und Deutschlands
  • MARKETING – Werbung in ganz Europa unter der Flagge der EU
  • QUALITÄT – international geprüfte und anerkannte Innovationsidee
  • KAPITALISIERUNG – Finanzierungsquelle in jeder Phase der Entwicklung neuer Produkte

Mehr Informationen zum Fokus GreenTech der AHK Norwegen lesen Sie hier.

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