Das Netzwerk für eine starke vereinte deutsche Wirtschaft

Mit der Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990 ging ein einschneidender Struktureinbruch einher. Für Ostdeutschland bedeutete die Vereinigung einen plötzlichen Übergang von der DDR-Planwirtschaft zur Marktwirtschaft, in dessen Folge traditionelle Märkte, insbesondere in Ost- und Mitteleuropa, wegbrachen. Der Wettbewerb unter marktwirtschaftlichen Voraussetzungen war neu und vor allem die Herausforderungen mit nicht konkurrenzfähigen Produkten prägten die ostdeutsche Wirtschaft Anfang der 1990er Jahre. Hinzu kamen strukturelle Faktoren, die bis heute dazu führen, dass die Wirtschaftskraft auch nach 30 Jahren nicht auf dem Westniveau liegt. Der Anteil an der industriellen Gesamtleistung Deutschlands liegt heute noch bei nur neun Prozent. Strukturelle Unterschiede gibt es unter anderem in der Zusammensetzung der in Ostdeutschland angesiedelten Branchen. Darüber hinaus überwiegt die Anzahl an kleineren mittelständischen Unternehmen. Dementsprechend haben sich nur sehr wenige Großkonzerne und große mittelständische Unternehmen in den neuen Bundesländern angesiedelt. Der Beitrag an Investitionsaktivitäten bei zum Beispiel der Finanzierung von Forschungs- und Innovationsprojekten ist aus diesem Grund sehr viel geringer als im Westen Deutschlands.

IHK- und AHK-Netzwerk für die Wirtschaftsförderung in Ostdeutschland

Strukturen für eine zielgerichtete Wirtschaftsförderung in Ostdeutschland zu schaffen und wirtschaftliche Impulse zu geben, war eine wichtige Voraussetzung für den sogenannten „Aufbau Ost“. Die überwiegend im 19. Jahrhundert gegründeten landesweiten und flächendeckenden Industrie- und Handelskammern wurden im Osten Deutschlands aufgelöst, und 1953 durch eine zentrale Industrie- und Handelskammer der DDR mit regionalen Bezirksgeschäftsstellen ersetzt. Im Zuge der Wiedervereinigung 1990 wurde die Wirtschaftsförderstruktur wieder aufgenommen und freie Industrie- und Handelskammern in Ostdeutschland neugegründet.

Durch den engen Kontakt zu den Unternehmen in den Regionen unterstützen insgesamt 79 Industrie- und Handelskammern deutschlandweit die lokale Wirtschaft vor Ort. Gemeinsam mit dem Deutschen Industrie und Handelskammertag e.V. (DIHK), der als Dachverband der IHKs und der Auslandshandelskammern die wirtschaftspolitischen Positionen gegenüber der Politik auf Bundesebene vertritt, setzen die IHKs Kampagnen um, die zur Stärkung kleiner und mittelständischer Unternehmen in den neuen Bundesländern beitragen sollen. So wurde beispielsweise 2017 die Informationskampagne „Breitband@Mittelstand“ ins Leben gerufen. Ziel dieser Aktion ist es, den Digitalisierungsprozess durch Informationsveranstaltungen und Schulungen voranzutreiben.

Auch die 140 Auslandshandelskammern (AHKs) in insgesamt 92 Ländern dienen als zentraler Ansprechpartner sowohl für deutsche als auch für ausländische Unternehmen. Seit 2002 unterstützt das Bundeswirtschaftsministerium mit sogenannten „Vermarktungshilfeprogrammen“ Unternehmen aus strukturschwächeren Regionen Deutschlands bei ihren außenwirtschaftlichen Aktivitäten. Auf diese Weise haben in den vergangenen Jahrzehnten viele, vor allem ostdeutsche Unternehmen neue Absatzmärkte, wie beispielsweise Norwegen erschließen können. „Die Impulse der Wirtschaftsförderung haben vielen ostdeutschen mittelständischen Unternehmen den Einstieg in ausländische Märkte erleichtert“, so Michael Kern, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der AHK Norwegen.