Deutschland hat seine Offshore-Windziele deutlich erhöht. Eine kürzlich geschlossene Vereinbarung zwischen Bund, den Küstenländern und Netzbetreibern soll dem Rechnung tragen – für Wirtschaftsminister Dr. Robert Habeck ein „Meilenstein“. Das hat positive Auswirkungen auf Norwegen und seinen Offshore-Windsektor, der nun ebenfalls zügig ausgebaut werden soll.
„Dies ist ein Meilenstein“, sagte Dr. Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz kurz nach Abschluss der neuen Offshorewind-Vereinbarung zwischen Bund, Ländern und Netzbetreibern Anfang November. Diese sogenannte Offshore-Realisierungsvereinbarung knüpft an eine erste Version aus dem Jahr 2020 an und passt diese an neue Ausbauziele an: So erhöht das neue Windenergie-auf See-Gesetz die Ziele für Windenergie auf See auf mindestens 30 Gigawatt im Jahr 2030, 40 Gigawatt im Jahr 2035 und 70 Gigawatt im Jahr 2045 erheblich. Das Potenzial für Offshore-Windenergie in Deutschland liegt laut Fraunhofer IWES bei 82 Gigawatt. Bislang hatte Deutschland ziele von 20 Gigawatt bis 2030 und 40 Gigawatt bis 2040 angestrebt. Jetzt muss das Ausbautempo also massiv beschleunigt werden und die neue Vereinbarung soll bei der konkreten Umsetzung helfen.
Unterzeichner sind neben dem Bund die Länder Hansestadt Bremen, Hansestadt Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein sowie die Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, Amprion und TenneT. Laut dem Deutschen Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) bedeutet die Vereinbarung eine enge gemeinsame Abstimmung, um 30 Gigawatt Windenergie auf See bis zum Jahr 2030 Realität werden zu lassen: „Wir haben einen klaren Prozess vereinbart, um etappenweisen die Dinge so auszurichten, dass wir die 30 Gigawatt erreichen können. Wichtig dafür sind vor allem die vereinbarten Meilensteine und Zeitpläne für die Anbindungsleitungen“, sagt Minister Habeck.
Doch was bedeuten die neuen Ziele Deutschlands für Norwegen? Hanne Marit Grønning Strand, Senior Projektleiterin der Abteilung Market Entry & Business Development der AHK Norwegen sagt: „Deutschland ist ein attraktiver Markt für norwegische Anbieter, der durch die aktuellen Ausbauziele und Vereinbarungen noch interessanter wird.“
Umgekehrt engagieren sich deutsche Akteure in mehreren Konsortien, die Offshore-Wind in Norwegen entwickeln wollen. Für sie gab es Anfang Dezember Neuigkeiten: Die norwegische Regierung hat bekanntgeben, den Ausschreibungsprozess seiner beiden Offshore-Windgebiete Sørlige Nordsjø II und Utsira Nord bis Ende 2023 starten zu wollen. Windenergieunternehmen können sich dann auf die Nutzung der Fläche bewerben. Die Regierung hat jetzt ein Paket mit Vorschlägen für Präqualifikationskriterien, qualitative Kriterien sowie für das Vergabe-, Auktions- und Fördermodell dieser Ausschreibung in die Vernehmlassung geschickt. Diese dauert bis am 6. Januar 2023. Bis 2040 will die Regierung Seeflächen mit einem Nutzungspotenzial von 30 Gigawatt freigeben und zuteilen.
Diese Schritte zeigen: Norwegen und Deutschland befinden sich im Offshore-Wind-Sektor auf dem gleichen Pfad. Das wirtschaftliche Potenzial, das daraus hervorgeht, bleibt nicht verborgen: “Wir verzeichnen großes Interesse an Kooperationen zwischen Unternehmen aus beiden Ländern“, sagt Hanne Marit Grønning Strand.