Lefdal Mine Datacenter – das Rechenzentrum im Öko-Bunker
Das Rechenzentrum befindet sich geschützt im Berg – der Eingang zum Stollen führt durch ein schweres Gittertor. Bild: Lefdal Mine Datacenter
Das Lefdal Mine Datacenter befindet sich in einem Berg an der Westküste Norwegens und ist eines der sichersten, umweltfreundlichsten und kostengünstigsten Datenzentren weltweit. Kunden wie die Mercedes-Benz AG und der norwegische öffentliche Sektor haben ihre IT-Infrastruktur und Serverparks hierher verlegt, um ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren, aber auch um Kosten zu senken.
In Zeiten von „Big Data“ sind wir alle darauf angewiesen, elektronische Daten vor unerlaubten Zugriffen oder Schäden zu schützen. Dies gilt auch in der Wirtschaft; für die meisten Unternehmen ist Datensicherheit überlebenswichtig geworden.
Dies hat sich zu einem Geschäftsmodell entwickelt. Firmen, die sich eigens auf eine sichere Aufbewahrung von Daten spezialisiert haben, sind im Aufwind. Um auch Schutz vor physischen Einflüssen wie Krieg oder Naturkatastrophen zu bieten, haben sich manche in Hochsicherheitsanlagen, Bunkern oder Bergstollen eingerichtet.
Lefdal Mine Datacenter ist ein Mitgliedsunternehmen der AHK Norwegen, das genau diesen Service zur Verfügung stellt. Und nebst Sicherheit hat sich das Unternehmen auch Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben.
Sichererer geht nicht
Das Lefdal Mine Datacenter besteht aus einer 120.000 Quadratmeter großen Anlage tief im Felsen, was es zu einem hochsicheren Rechenzentrum für kritische IT-Infrastrukturen macht. Kundschaft aus dem In- und Ausland mit hohen Anforderungen an Sicherheit wird hier fündig. „Durch die Erfüllung einer Reihe strenger Anforderungen und Zertifizierungen tut sich das Lefdal Mine Datacenter als eines der sichersten Rechenzentren in Skandinavien hervor“, sagt Marketingleiter Mats Andersson.
Das 3D-Modell offenbart die schiere Größe der Anlage. Bild: Lefdal Mine Datacenter
Der physische Standort ist aber nur eine Eigenschaft, die das Lefdal Mine Datacenter zu einem Rechenzentrum der ersten Wahl macht. So zählen auch die die Einrichtung, die Infrastruktur und die Gestaltung der Betriebsroutinen und -prozesse zu seinen Qualitäten.
Weltspitze in Sachen Umwelt
Laut Mats Andersson ist die Anlage auch eines der umweltfreundlichsten und kostengünstigsten Rechenzentren der Welt. Es profitiert von der lokalen Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen. Diese speisen ein effizientes und nachhaltiges Kühlsystem, welches das Unternehmen selbst entwickelt hat. Die Restwärme der Anlage wird an nahe gelegene Fischfarmen weitergeleitet, wo 15.000 Tonnen Lachs produziert werden. „Die Tatsache, dass sich das Rechenzentrum in einer stillgelegten Mine befindet, führt zu einem minimalen ökologischen Fußabdruck und schont die Umwelt. Das ist industrielle Wiederverwendung in der Praxis“, sagt Marketingleiter Andersson.
„Das Lefdal Mine Datacenter befindet sich in einer Stillgelegten Mine. Das ist industrielle Wiederverwendung in der Praxis!“
In einer Zeit der hohen Strompreise in Europa liege das Rechenzentrum der Lefdal Mine strategisch günstig in einem Gebiet Norwegens mit niedrigen Kosten für Elektrizität, betont er. „Aufgrund der Stromüberschussproduktion bleiben die Preise niedrig und werden in Zukunft bei 0,3-0,4 NOK/kWh (3-4 Cent/kWh) liegen. Das ist in Europa kaum zu schlagen und bietet Kunden große Einsparungen bei den Betriebskosten.“
Richtiges Konzept zur richtigen Zeit
Deutschlands Bundeskanzler Olaf Scholz und Norwegens Ministerpräsident Jonas Gahr Støre beschlossen vergangenes Jahr, die deutsch-norwegische Zusammenarbeit rund um den grünen Wandel zu stärken und einen langfristigen und strukturierten Dialog in den Bereichen Industrie und Energie zu etablieren. Gemeinsam sollen Klimaziele erreicht, neue grüne Industrien und Arbeitsplätze geschaffen und die Energiesicherheit gestärkt werden.
Dies deckt sich mit dem Konzept von Lefdal Mine Datacenter als grünes Rechenzentrum für Unternehmen und Behörden. Mats Andersson zufolge sei „Deutschland ein attraktiver Markt für uns. Unsere einzigartigen Angebote und Lösungen passen gut zu den Bedürfnissen dort.“ Die Tatsache, dass sich kürzlich mehrere deutsche Unternehmen dazu entschieden haben, ihre Serverparks nach Norwegen in das Rechenzentrum Lefdal Mine zu verlegen, bestätigt dies.
Autobauer zählt auf Rechenpower aus dem Berg
Eines dieser Unternehmen ist der Fahrzeughersteller Mercedes Benz. Mit der Weiterentwicklung der Technologien der nächsten Generation werden Hochleistungs-Workloads mit komplexen Algorithmen (HPC) immer wichtiger für die Wettbewerbsfähigkeit der Automobilhersteller. Die Anwendung von HPC ist energieintensiv und erhöht den CO2-Fussabdruck eines Unternehmens, das darauf zurückgreift.
Blick ins Innere des Rechenzentrums unter Tage: Die Rechner sind in solchen Spezialcontainern untergebracht. Bild: Lefdal Mine Datacenter
Mercedes-Benz beschloss daher, seine HPC-Einrichtungen, die es zur Entwicklung von Fahrzeugen und autonomen Fahrtechnologien nutzt, in die nordischen Länder zu verlegen. In dem Ausschreibungsprozess hat der Autobauer die führenden Anbieter von Rechenzentren in Skandinavien einbezogen – Lefdal Mine Datacenter gewann diesen wichtigen Auftrag. „Die Vereinbarung wird Mercedes-Benz dabei helfen, sein Ziel, ein CO2-neutrales Unternehmen zu werden, zu erreichen“, sagt Marketingleiter Andersson.
In deutscher Hand
Das Lefdal Mine Datacenter hat nicht nur Kunden aus Deutschland, auch seine Eigentümer kommen aus der Bundesrepublik: Es ist im Besitz des deutschen Unternehmens Rittal zusammen mit der Friedhelm Loh Stiftung & Co. KG. Die beiden Unternehmen entwickeln gemeinsam führende Rechenzentrumslösungen für den internationalen Markt. Rittal ist strategischer Eigentümer und Technologiepartner des Datacenters.