Bild: AdobeStock
Das Exportvolumen Norwegens nach Deutschland liegt mit 184 Mrd. NOK im ersten Halbjahr 2023 um ein Drittel tiefer als im gleichen Zeitraum 2022. Deutschland bleibt aber Norwegens größter Gaskunde, größtes Exportland und führt nun auch bei den Importen die Liste an.
Das norwegische Statistische Amt (SBB) hat kürzlich seine Junizahlen veröffentlicht. In einer Pressemeldung hält die Behörde fest, dass Norwegens Handelsüberschuss im Juni 2023 im Vergleich zum Vorjahresmonat rund 60 Prozent tiefer ausgefallen ist.
Ähnliches zeigt auch die Halbjahresbilanz. Das Gesamt-Exportvolumen des Landes ist nach den ersten sechs Monaten in 2023 tiefer als im Jahr zuvor: Bis und mit Juni 2023 exportierte Norwegen für 931 Mrd. Norwegische Kronen (NOK) ins Ausland; im Jahr zuvor waren es im gleichen Zeitraum 1180 Mrd. NOK. Die Importe hingegen fielen 2023 mit rund 523 Mrd. NOK etwas höher aus als im ersten Halbjahr 2022 mit 486 Mrd. NOK. Damit beträgt der Rückgang des Handelsüberschusses gegenüber Januar bis Juni 2022 etwa 40 Prozent.
Angaben in Euro
Im ersten Halbjahr 2023 hat sich die Norwegische Krone gegenüber dem Euro abgeschwächt. Dadurch kann eine statische Umrechnung der Zahlen zu einer gewissen Unschärfe führen – die hier genutzten Daten wurden vom SSB monatsweise veröffentlicht. Aus diesem Grund beschränkt sich dieser Artikel auf Angaben in NOK. Mitte Juli 2023 entspricht 1 Euro ungefähr 11,3 Norwegischen Kronen.
Weniger Geld aus Deutschland
2022 schwang sich Deutschland zu Norwegens größtem Exportpartner auf. Bereits in den ersten sechs Monaten exportierte Norwegen am meisten in die Bundesrepublik: Waren im Wert von rund 314 Mrd. NOK gingen von Januar bis Juni 2022 an Deutschland, davon für rund 284 Mrd. NOK fossile Brennstoffe, wovon wiederum 260 Mrd. NOK Lieferungen von Gas ausmachten. Dies geht aus den Statistiken des SSB hervor.
2023 ging das Exportvolumen im gleichen Zeitraum deutlich zurück: Bis und mit Juni bezog Deutschland noch Waren für rund 184 Mrd. NOK aus Norwegen. Davon bildeten mit 153 Mrd. NOK fossile Brennstoffe bzw. mit 134 Mrd. NOK Gas nach wie vor die größten Posten.
Norwegische Exporte
Jan-Jun 2022 | Jan -Jun 2023 | Unterschied in % | |
Exporte total | 1180 Mrd. NOK | 931 Mrd. NOK | -21 % |
Exporte nach Deutschland | 314 Mrd. NOK | 184 Mrd. NOK | -41 % |
davon fossile Energieträger | 284 Mrd. NOK | 153 Mrd. NOK | -46 % |
davon Gas | 260 Mrd. NOK | 134 Mrd. NOK | -48 % |
Trotz des geringeren fianziellen Volumens geht mit den 184 Mrd. NOK bis jetzt auch dieses Jahr der größte Teil der norwegischen Exporte nach Deutschland. Dahinter folgt derzeit Großbritannien mit gut 172 Mrd. NOK, dann die Niederlande mit etwa 80 Mrd. NOK.
Schuld ist der Gaspreis
Norwegens geschrumpftes Exportvolumen hängt vor allem damit zusammen, dass die Gaspreise vergangenes Jahr außergewöhnlich hoch waren und jetzt wieder niedriger sind. Das zeigt die exportierte Gasmenge: Mit rund 22,8 Millionen Tonnen gegenüber 20,8 Millionen Tonnen lieferte Norwegen im ersten Halbjahr 2022 nur leicht mehr Gas nach Deutschland als im gleichen Zeitraum in 2023 – bei einem Unterschied von 260 zu 134 Mrd. NOK. Der Wert der Erdgasexporte sank im Monatsvergleich zum Juni letzten Jahres um satte 67,3 Prozent, wie das SSB bekanntgab. Nach dem Höhepunkt im August 2022 befinden sich die Gaspreise inzwischen etwa auf dem Niveau von Sommer/Herbst 2021.

Wert der norwegischen Gesamtexporte von Rohöl, Gas und Kondensate seit 2021, in Mrd. NOK. Grafik: SSB
Zu welchem Grad und auf welche Weise die Inflation in Norwegen (s. Box) bzw. die schwächere Krone die Im- und Exporte des Landes beeinflusst hat ist schwierig zu bestimmen. Generell und isoliert gesehen wirkt sich eine Inflation eher negativ auf die Importbranche aus und positiv auf die Exporte.
Deutschland führt nun auch bei den Importen
Interessantes zeigte sich bei den norwegischen Importen von Januar bis Juni 2023: Deutschland machte im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 zwei Plätze gut (Schweden und China) und steht nun auch hier an erster Stelle. Für rund 62 Mrd. NOK hat Norwegen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres Waren aus Deutschland importiert; aus Schweden und China für 58 bzw. 57 Mrd. NOK. Eine mögliche Erklärung dafür ist der starke Euro gegenüber der Norwegischen Krone – Norwegen musste für Güter aus Deutschland mehr bezahlen als im vergangenen Jahr.