Im Kampf gegen den Klimawandel sind nachhaltige und recycelbare Produktverpackungen zum neuen Branchenstandard geworden. Als klimaneutrales Unternehmen geht der globale norwegische Getränkekartonhersteller Elopak als wichtiges Beispiel in der Branche voran. Wir haben mit Marianne Groven, Interim Director Corporate Environment, über die Nachhaltigkeitsstrategie „Future Proofed Packaging“ gesprochen, mit der alle Umwelteinflüsse des Unternehmens auf ein Minimum reduziert werden sollen.
„Seit 2008 haben wir durch die Verbesserung von Betriebsabläufen, der Energieeffizienz sowie die Einführung erneuerbarer Energien eine Emissionsreduktion von 69 Prozent erzielt. Mit unserer Nachhaltigkeitsstrategie und dem Ziel der Klimaneutralität bis 2020 sind wir 2016 den nächsten Schritt gegangen, indem wir unsere Restemissionen ausgleichen“, so Groven.
Da die Restemissionen des Unternehmens nicht vollständig reduziert werden können, werden diese durch die Unterstützung von Nachhaltigkeitsprojekten außerhalb der eigenen Wertschöpfungskette durch sogenannte CO2-neutrale Zertifizierungssysteme kompensiert. Groven erzählt, dass das Unternehmen ein Regenwaldprojekt in Indonesien und ein Projekt in Kenia unterstützt, bei dem Kochherde vor Ort produziert werden, die weniger Brennmaterial verbrauchen und so Treibhausgasemissionen sowie die Raumluftverschmutzung verringern.
Elopak verfügt derzeit über Produktionsstätten in Deutschland, den Niederlanden, Dänemark, Russland, der Ukraine und Kanada. Außerdem betreibt das Unternehmen drei Joint Ventures in Mexiko, der Dominikanischen Republik und in Saudi-Arabien. Die erste Fabrik wurde im Jahr 1957 im Ballungsgebiet Spikkestad in der Region Buskerud errichtet. Die Unternehmenszentrale befindet sich noch immer in Norwegen und beherbergt heute ein Testzentrum sowie ein Forschungs- und Entwicklungshub.
Wie stellt Ihr Unternehmen sicher, dass die Produktion in den verschiedenen Ländern die Umweltstandards einhält und gemäß der formulierten Strategie abläuft?
„Die Produktionsstätten von Elopak sind nach mehreren Zertifizierungssystemen für Lebensmittelsicherheit und Umwelt zertifiziert – alle im Einklang mit unserer Nachhaltigkeitsstrategie und unseren Regelungen sowie den örtlichen Gesetzen und Vorschriften“, sagt Groven.
Einsatz für höheren Recyclinganteil
2 800 Mitarbeiter und 15 Billionen Kartons pro Jahr sind das Ergebnis von mehr als 60 Jahren in der Branche. Elopaks Getränkeverpackung besteht zu durchschnittlich 75 Prozent aus recycelfähigen Karton mit einer PE-Beschichtung (Polyethylen) sowie einem Schraubverschluss aus Polymer. Alle Kartons von Elopak sind zu einhundert Prozent erneuerbar. Da es jedoch keinen einheitlichen EU-Standard für das Sammeln, Sortieren und Recycling von Verpackungen gibt, variiert der Recyclinganteil der Getränkekartons von Land zu Land.
Nach Angaben von Grønt Punkt Norge werden 62 Prozent der Getränkekartons in Norwegen recycelt, wohingegen Deutschland eine beeindruckende Recyclingquote von 76 Prozent aufweist. Wenn von Elopak und anderen Herstellern jährlich 175 000 Tonnen Getränkekartons für den deutschen Markt produziert werden, entspricht dies also einer beträchtlichen Menge an recyceltem Material. Obwohl Deutschland und Norwegen beim Recycling relativ gut abschneiden, liegt der europäische Durchschnitt bei 48 Prozent. Elopak möchte sich daran beteiligen, dies zu ändern. „Wir haben vor kurzem gemeinsam mit den Branchenakteuren BillerudKorsnäs, SIG Combibloc, Stora Enso und Tetra Pak eine Organisation in Frankfurt ins Leben gerufen: EXTR:ACT. Ziel der Initiative ist es, das Sammeln und Recyceln von Getränkekartons in ganz Europa zu verbessern“, erzählt Groven.
Recycling-Offensive für die Zukunft
Erneuerbar ist ein wichtiger Begriff in Elopaks Nachhaltigkeitsstrategie. Groven erklärt, dass es zwei Hauptgründe gibt, weshalb Erneuerbarkeit aus ökologischer Sicht wichtig ist: Fossilbasierte Materialen sind eine begrenzte Ressourcen mit hohen CO2-Emissionen. Erneuerbare Materialien wachsen auf natürliche Weise schnell nach und haben einen geringen CO2-Fußabdruck. Der Einsatz nachwachsender Rohstoffe ermöglicht eine dauerhafte Versorgung mit nachhaltigen Rohstoffen, die zukünftigen Generationen zur Verfügung stehen.
Elopak bietet unter anderem erneuerbare Alternativen zu Kunststoff, wodurch die Verpackungen bis zu einhundert Prozent recycelfähig sind. Warum ist diese Materiallösung angesichts der Nachhaltigkeitsstrategie noch kein Standard?
„Elopaks Kartons bestehen aus erneuerbaren Ressourcen und stammen aus verantwortungsvoll bewirtschafteten Wäldern. Wir bieten auch nachhaltige Kunststoffe auf Basis von Tallöl, einem Nebenprodukt bei der Herstellung von Zellstoff, oder Zuckerrohr an. Dabei handelt es sich um eine exklusive Alternative zu einem etwas höheren Preis. Wir haben mehrere Großkunden, die erneuerbares PE (Polyethylen) verwenden“, meint sie.
Für den Normalverbraucher kann es schwer sein, zu wissen, welche Alternative zu einem bestimmten Zeitpunkt die umweltfreundlichste ist. In Norwegen gibt es ein gut entwickeltes Pfandsystem, das die Verbraucher bei der Rückgabe von Kunststoffflaschen belohnt, und dazu geführt hat, dass der Anteil an Pfandflaschen aus Glas oder Kunststoff im Jahr 2018 bei 88 Prozent lag. Trotzdem ist der Anteil an Plastikflaschen, die tatsächlich in neue recycelbare Plastikflaschen umgewandelt werden, oft gering – 2017 waren es nach Angaben von NRK nur 10 Prozent. Die übrigen Flaschen werden zu anderen nicht wiederverwertbaren Kunststoffprodukten verarbeitet. Wie groß der Anteil an Flaschen ist, die zu Recycelware werden, tatsächlich ist, hängt vom aktuellen Ölpreis ab, da die Herstellung neuer Kunststoffflaschen oftmals günstiger ist als die Wiederverwertung alter Flaschen.
Kartons aus nachwachsenden Rohstoffen, die aus einem nachhaltigen Ressourcenmanagement stammen und zu neuen Papierprodukten werden, scheinen daher eine bessere Alternative für nichtkohlensäurehaltige Getränke zu sein als Kunststoff- oder Glasflaschen. Lebenszyklusanalysen für Elopaks Kartons haben gezeigt, dass diese im Vergleich zu Kunststoffflaschen geringere Emissionswerte (CO2-Äquivalente) haben.
Garant für eine nachhaltige Organisation
Die Reduktion von Treibhausgasemissionen in der Getränkekartonbranche erfordert ein gutes Zusammenspiel zwischen verschiedenen Partnern. Die Hersteller müssen in nachwachsende Rohstoffe und eine klimaneutrale Produktion investieren. In mehreren Ländern müssen die Behörden bessere Voraussetzungen für Recycling schaffen. Und nicht zuletzt müssen die Verbraucher den ökologischen Wert von recycelten Kartons verstehen, die einen weiteren Produktlebenszyklus durchlaufen.
Die marktführenden Getränkekartonhersteller müssen hierbei einen Großteil der Verantwortung übernehmen. „Ich halte es für meine wichtigste Aufgabe, sicherzustellen, dass Elopak seine Nachhaltigkeitsstrategie realisiert, dass unsere Organisation nachhaltig ist, und dass unsere Produkte die umweltfreundlich sten auf dem Markt sind. Dies erreiche ich, indem ich an verschiedenen internen und externen Projekten beteiligt bin, mit Lieferanten und Kunden im engen Dialog stehe, und an Meetings und Foren mit verschiedenen externen Interessengruppen, sowohl mit politischen als auch mit Umweltakteuren und ideellen Organisationen, teilnehme“, sagt Groven.
Hilde Bjørk
Übersetzung: Julia Pape