Im Februar hat die AHK Norwegen im Rahmen des Erasmus+ Programms gemeinsam mit Partnern in Norwegen und Deutschland ein Projekt ins Leben gerufen, dass den Aufbau eines Netzwerkes zur Förderung der Lehrlingsmobilität zum Ziel hat. Durch den Aufbau eines Beratungsnetzwerkes sollen Unternehmen, Auszubildende und junge Fachkräfte zukünftig eine Anlaufstelle und Unterstützung bei der Organisation und Durchführung von Mobilitätsprojekten erhalten: Projekte, von denen alle Seiten nur profitieren können.
Das deutsche Ausbildungssystem hat international einen hervorragenden Ruf und auch im OECD-Vergleich erhält das deutsche Bildungssystem gute Noten. Der OECD-Studie „Bildung auf einen Blick 2020“ zufolge, deren Erhebung vorrangig auf Zahlen vor der Corona-Pandemie beruht, haben 77 Prozent der beruflich qualifizierten 25 bis 34-Jährigen in Deutschland eine duale Ausbildung absolviert.
Im Gegensatz zu einer rein schulischen Ausbildung profitiert das duale System in Deutschland von der Möglichkeit, die Theorie direkt in der Praxis umzusetzen und zu erproben. Unter den Auszubildenden schafft dies eine enorme Motivation. Gleichzeitig bietet der Wechsel zwischen Schule und Ausbildungsstätte Abwechslung.
„Wer selbst einmal die Erfahrung gemacht hat, weiß: Begegnungen über Ländergrenzen hinaus geben Impulse, fördern die fachliche sowie die persönliche Entwicklung und bereichern das Leben.“
Kirsten Grundmann, Handwerkskammer Oldenburg
Für noch mehr Abwechslung sowie fachliche und persönliche Entwicklung sorgen Auslandspraktika im Rahmen der Ausbildung. Bereits 2009 wurde das Programm „Berufsbildung ohne Grenzen“ initiiert, dass seit 2015 unter Federführung des Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz fortgesetzt wird. Seit 2016 nahmen über 6 000 deutsche Auszubildende durch Auslandspraktika weltweit teil und über 3 000 ausländische Fachkräfte kamen nach Deutschland. „Wer selbst einmal die Erfahrung gemacht hat, weiß: Begegnungen über Ländergrenzen hinaus geben Impulse, fördern die fachliche sowie die persönliche Entwicklung und bereichern das Leben. Der beste Weg, internationale Kompetenzen zu erwerben, ist ein Lern- und Arbeitsaufenthalt im Ausland. Deshalb ist das EU-Förderprogramm Erasmus+ eine tolle Chance für junge Menschen, über den Tellerrand zu schauen“, beschreibt Kirsten Grundmann von der Handwerkskammer (HWK) Oldenburg den Mehrwert von Mobilitätsprojekten.
Im Rahmen von „Berufsbildung ohne Grenzen“ wurde ein bundesweites Netzwerk zur Förderung von Auslandspraktika in der beruflichen Aus- und Weiterbildung gebildet. Unsere Partner in Deutschland, die HWK Münster sowie die HWK Oldenburg, sind Mitglied in diesem Beratungsnetzwerk und können jahrelange Erfahrung mit Mobilitätsprojekten vorweisen. In dem Ausbau eines Netzwerkes mit Norwegen sehen beide HWKs viele Vorteile. „Wir möchten das Netzwerk nach Norwegen ausbauen, da Norwegen für unsere Auszubildenden ein sehr attraktives Land ist: Tolle Landschaft, Technik auf hohem Niveau und mit Englisch können Sie sich gut verständigen. Norwegische Auszubildende können klein- und mittelständische Betriebe im Handwerk und das duale Ausbildungssystem kennenlernen: Lernen und Arbeiten an realen Aufträgen. Ich bin mir sicher, wir werden zukünftig eine Vielzahl an Auszubildenden nach Norwegen entsenden und von Norwegen aufnehmen“, so Andreas Bendel von der HWK Münster.
Von den Auslandspraktika profitieren aber nicht nur die Auszubildenden, sondern auch die Arbeitgeber in vielerlei Hinsicht. „Sie können sich als attraktiver Ausbildungsbetrieb positionieren und gewinnen gleichzeitig gut ausgebildete Fachkräfte mit internationaler Erfahrung für die Zukunft. In Zeiten von Fachkräftemangel ein ganz wichtiger Punkt,“ weiß Kirsten Grundmann aus Erfahrung.
„Wir möchten das Netzwerk nach Norwegen ausbauen, da Norwegen für unsere Auszubildenden ein sehr attraktives Land ist. Norwegische Auszubildende können klein- und mittelständische Betriebe im Handwerk und das duale Ausbildungssystem kennenlernen.“
Andreas Bendel, Handwerkskammer Münster
Auch in Norwegen sind die Vorteile von Auslandspraktika bereits seit längerem bekannt. Die deutschen Ausbildungsbetriebe stehen in den Programmen für Qualität. „Die Provinz arbeitet seit mehreren Jahren mit Deutschland zusammen, jedoch auf einem begrenzten Gebiet. Jetzt wollen wir die Fachrichtungen erweitern, denn nach der Zusammenlegung der Landkreise brauchen wir mehr Partner, um mehr Auszubildende aus mehreren Fachrichtungen entsenden zu können“, schildert Hege Andreassen von der Vestfold und Telemark Kreisverwaltung, die neben der Innlandet Kreisverwaltung Partner auf norwegischer Seite ist. „Wir wissen aus Erfahrung, dass deutsche Partner vertrauenswürdig, fachlich interessant und von guter Qualität sind. Das ist sehr wichtig, wenn wir unsere Aktivitäten erweitern.“
Mit dem Aufbau des Beratungsnetzwerkes in Norwegen möchte die AHK Norwegen genau dies erreichen: Mehr Auszubildende aus mehreren Fachrichten entsenden. Damit leistet sie einen nachhaltigen Beitrag zur Förderung der Berufsbildung und zur Bekämpfung des Fachkräftemangels. Für interessierte Unternehmen werden in Norwegen Informationsveranstaltungen und Workshops organisiert, für die Provinzen Telemark und Vestfold am 19.05.2022, für die Provinz Innlandet am 23.05.2022.
Weitere Informationen zum Deutsch-Norwegischen Netzwerk für Lehrlingsmobilität finden Sie auf unserer Webseite.