„Ja, vi ELsker denne byen …“

… und ich möchte behaupten, das war eine ausgezeichnete Grundlage. Denn wie sich zeigen sollte, bedarf es viel Liebe für unsere Stadt, um das nötige Engagement und die Ausdauer zu finden, um innerhalb eines Jahres 70 elektrische Busse mit der dazugehörigen Ladeinfrastruktur auf Ruters meist frequentierten Buslinien einzuführen.

Laura Herzig, Manager Strategy & Operations, Deloitte Norway

Der Startschuss für eine ambitionierte Reise

Es war ein grauer, leicht regnerischer Novembertag im Jahr 2017, als ich mich zum ersten Mal in Ruters Bürogebäude im Herzen Oslos einfand. Über das tägliche Gewusel am Jernbanetoget schauend, wurde ich für die Rolle des Projektleiters interviewt. Ich erinnere mich noch gut an den ansteckenden Enthusiasmus, mit dem mir mein Gegenüber von Ruters Reise in eine emissionsfreie Zukunft erzählte. Bis Ende 2020 sollen alle öffentlichen Verkehrsmittel mit erneuerbaren Energien betrieben und bis 2028 komplett auf emissionsfreie Alternativen umgestellt werden.

Die 70 Elektrobusse waren also quasi ein Startschuss für den schrittweisen Austausch von Ruters gesamtem Fuhrpark. Ein Startschuss, den wir an das Jahr 2019 und die damit einhergehende Auszeichnung Oslos zur europäischen Umwelthauptstadt knüpfen wollten.

Auf die Plätze, fertig, looooos

Die Elektromobilität war 2018 kein Neuland mehr und die Batterietechnologie so weit fortgeschritten, dass trotz Chinas starker Marktposition auch viele europäische Hersteller Busse mit vergleichbarem Passagiervolumen und guter Reichweite anbieten konnten. Auch die Lieferzeiten waren mit unseren Plänen noch gerade so vereinbar, und so schien das Ziel zwar herausfordernd, aber in Sicht.

Doch die eigentliche Herausforderung in diesem Projekt war nicht technologischer, sondern menschlicher Art. Angestellte in einer Vielzahl Organisationen mußten sich elektrotechnisches Fachwissen aneignen, um ihre Arbeit weiterhin ausführen zu können. Unter anderem galt es, Fahrpläne und Strecken unter Berücksichtigung von Ladezeiten und Batteriekapazitäten neu zu berechnen.

Weitaus komplizierter jedoch war die Etablierung der Ladeinfrastruktur an Haltestellen und Busanlagen. Für die Aufrüstung nur einer dieser Anlagen waren beispielsweise über zehn unterschiedliche Parteien mit wiederum eigenen Strategien, Budgets, Entscheidungsträgern und zahlreichen Unterlieferanten involviert. Gleichzeitig fand eine Art Machtverschiebung im Ökosystem der an Infrastrukturprojekten beteiligten Parteien statt, denn die Rolle von Netzausbauer, Stromlieferant und Elektroingenieuren wurde zentraler. Hier die Übersicht über Verantwortlichkeiten und Abhängigkeiten zu behalten, war kein Leichtes.

Das Ziel erreichen wir nur gemeinsam

Als Projektleiter ist aber ja genau das meine Aufgabe. Mithilfe guter Werkzeuge bringe ich Struktur in komplexe Konstrukte und versuche Entscheidungen in die richtigen Bahnen zu leiten. Doch wenn ich eins gelernt habe, so steht und fällt ein solches Projekt nicht mit einem gigantischen Masterplan, sondern mit dem kollektiven Einsatz und Willen jedes Einzelnen. Es bedarf viel Kompromissbereitschaft, Positivität und Mut, um all die nötigen Veränderungen umzusetzen, die wir brauchen, um unseren Weg in eine nachhaltigere Zukunft einzuschlagen.

In diesem Sinne: Auf geht’s! Am besten mit einem Lächeln.