Maritime Industrie und Nachhaltigkeit in Einklang

Matthias Boeing, blueCs

Nicht nur die Norweger, sondern jeder von uns ist auf irgendeine Art und Weise mit dem Meer verbunden – sei es als Einkommensquelle, Transportweg, Ursprung unserer Nahrung oder Ort der Entspannung und Ruhe. Wir nutzen tagtäglich direkt oder indirekt die positiven Eigenschaften unserer Weltmeere. Umso schlimmer ist es, dass dieses Ökosystem durch unseren Lebensstil stark unter Druck gerät. Plastikverschmutzung, Überfischung oder Eutrophierung – die schädliche Anreicherung von Nährstoffen – bedrohen unsere Weltmeere stärker denn je. Doch wir sind darauf angewiesen, dass unsere Ozeane in ihrem direkten und indirekten Nutzen so produktiv bleiben. Wieso schützen wir ein Ökosystem, das uns so viel gibt, nicht nachhaltiger?

Es gibt eine Vielzahl von Akteuren, die einen positiven Einfluss auf unsere Weltmeere haben. Gemeinnützige Vereine sammeln Plastik an Stränden, Algen- und Muschelfarmer filtern Gewässer von überschüssigen Nährstoffen und Naturschutzgebiete bieten Fischpopulationen Raum zur Erholung. All diese Akteure werden zurzeit jedoch nicht für diese sogenannten Ökosystem-Dienstleistungen bezahlt. Ein positiver Einfluss aufs Meer ist dementsprechend kein Bestandteil heutiger Geschäftsmodelle und lediglich ein „Add-on” zum Produktwert oder komplett von Spenden abhängig. Aber sollten diejenigen, die unsere Meere beschützen, nicht für ihren Einsatz bezahlt werden?

Aus dieser Fragestellung heraus haben wir, Tobias, Nikolai und Matthias, das deutsch-norwegische Start-up BlueCs gegründet. Wir sind der festen Überzeugung, dass ein positiver Einfluss auf die Umwelt ein bezahlbarer Service sein sollte. Daher haben wir die Vision, diese Dienstleistung am Ökosystem zu lokalisieren, zu quantifizieren und durch ein Zertifikat auf unserer Plattform in einem Produkt zu bündeln. Am Beispiel unseres ersten Zertifikates wird deutlich, was wir damit meinen: Algen sind in Norwegen und weltweit eine stark wachsende Industrie. Sie können für verschiedenste Produkte wie Nahrungsmittel, Düngemittel oder Biotreibstoff verwendet werden. Zum Wachstum benötigen sie lediglich Licht und Meerwasser, aus dem sie die notwendigen Nährstoffe Nitrat und Phosphat verwerten – eben jene Nährstoffe, die bei einer exzessiven Anreicherung durch beispielsweise Fischfarmen zu sogenannten Todeszonen in Küstengewässern führen können.

Unsere Plattform ermöglicht es Algenfarmen, das Recycling von Nährstoffen ihrer Algen als Service an Kunden zu verkaufen, die sowohl indirekt durch ihren Konsum oder direkt durch die Herstellung von Produkten zu einer negativen Nährstoffbilanz unserer Weltmeere beitragen. Mit diesem Service bekommen nachhaltige Unternehmen das notwendige Kapital, weiter zu wachsen und noch mehr überschüssige Nährstoffe aus den Meeren zu filtern. Industrien wie die Lachszucht können zeigen, dass ihre Produkte den Anforderungen einer Circular Economy entsprechen, und Endkonsumenten können sich sicher sein, ein nachhaltiges Produkt zu konsumieren.

Wir glauben, dass der Weg hin zu einem Wirtschaftssystem, in dem positive Einflüsse auf das Meer oder andere Ökosysteme fester Bestandteil von Produkten und Dienstleistungen sind, noch steinig und lang ist. Wir können jedoch nicht mehr warten, bis die Politik oder Industrie das Problem angehen. Wir müssen jetzt handeln und ein System etablieren, in dem jeder negative Einfluss auf unsere Meere durch einen positiven in nächster Umgebung ausgeglichen wird. Und welches Land eignet sich dazu besser als Norwegen, geprägt von einem starken wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Bezug zum Meer? Wer mehr erfahren oder eines unserer bald verfügbaren Zertifikate erwerben möchte, kann sich unter www.bluecs.no informieren.