Mit diesen fünf Maßnahmen will die norwegische Regierung den Grünen Wandel der Industrie beschleunigen

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Die norwegische Regierung will ihre geplante klimafreundliche Umstellung der Industrie schneller vorantreiben. Deshalb hat sie Ende Juni fünf Maßnahmen vorgestellt:

  1. Eine Milliarde NOK an Innovationszuschüssen für Batterieprojekte
    Die Regierung schlägt im kommenden Staatshaushalt einen Innovationszuschuss für große Batterieprojekte mit IPCEI-Charakter vor. Der Innovationszuschuss soll über fünf Jahre gut eine Milliarde NOK betragen und durch Innovation Norway vergeben werden.
  2. Norwegen wird der Wasserstoffbank der EU beitreten
    Die Regierung möchte norwegischen Projekten die Teilnahme an der bevorstehenden Wasserstoffauktion im Rahmen des EU-Innovationsfonds ermöglichen. Das Programm bietet fünf Jahre lang Unterstützung für die Produktion von grünem Wasserstoff und soll bis Ende 2023 mit einem Budget von 800 Millionen Euro umgesetzt werden.
  3. Stärkung der Kapitalinstrumente im Rahmen des „Grønt industriløft“ (s. unten)
    Die Regierung will ihre politischen Instrumente in eine „grüne Richtung“ verlagern, etwa durch Investitionen in „grüne“ Unternehmen, Industriegebäude oder Prozessausrüstung. Im Zusammenhang mit dem Staatshaushalt 2024 sollen im Herbst weitere Informationen folgen.
  4. Staatskredite für mehr „grüne“ Projekte
    Der Staat soll marktbasierte Kredite zur Finanzierung von mehr Projekten innerhalb grüner Wertschöpfungsketten gewähren, auch in frühen Phasen. Auch hier will die Regierung im Herbst Genaueres bekanntgegeben.
  5. Kartierung von Risiken und Schwachstellen in globalen Lieferketten
    Die Regierung will die Risiken und Schwachstellen im Zusammenhang mit den globalen Lieferketten für wichtige Inputfaktoren, Rohstoffe und Produkte, die nach Norwegen importiert werden, erfassen.


Michael Kern, der Geschäftsführer der AHK Norwegen, begrüßt die vorgeschlagenen Maßnahmen: „Sie betreffen norwegische Sektoren, in denen viele deutsche Unternehmen aktiv sind. Deutschland ist zudem stark in die EU-Wasserstoffbank und die Batterie-IPCEI involviert.“

Die Maßnahmen sind somit auch ein Zeichen Norwegens für die bilaterale Zusammenarbeit beider Länder.

Michael Kern, der Geschäftsführer der AHK Norwegen

Blick nach Amerika

Wie der Mitteilung der norwegischen Regierung weiter zu entnehmen ist, erfolgen die Maßnahmen nicht nur aus dem Bestreben, sich an den eigenen grünen Fahrplan zu halten, sondern auch als Reaktion auf den amerikanischen Inflation Reduction Act (IRA). Präsident Joe Biden hatte das Gesetz 2022 unterzeichnet, um der hohen Inflation entgegenwirken und den Klimaschutz in den USA vorantreiben, unter anderem durch Umweltzuschüsse an Unternehmen. In den europäischen Ländern hatte dies Sorgen vor einer Abwanderung von Firmen und über die Zukunft des Investitionsstandorts Europa ausgelöst. Die EU und einzelne europäische Länder haben daraufhin eigene Maßnahmen angekündigt.   

„Grønt industriløftet“ – Norwegens Klimafahrplan für die Industrie  

Im Juni 2022 hat Norwegen seine Veikart Grønt industriløft (dt. etwa „Fahrplan für die grüne Hochskalierung der Industrie“) vorgestellt. Der Plan gibt die Richtung für eine grüne Industrieoffensive vor mit dem Ziel, im ganzen Land Arbeitsplätze zu schaffen, grüne Investitionen zu erhöhen, die Exporte vom Festland zu steigern und die Treibhausgasausstoß auf dem Weg zu einer emissionsarmen Gesellschaft zu senken. Jan Christian Vestre, Norwegens Minister für Handel und Industrie, spricht von der “größten Umstellung in der Geschichte“.

Kurz zusammengefasst sieht der Plan Ziele in sieben Schwerpunktbereichen vor:

1. Norwegen soll eine führende Nation im Bereich Offshore-Wind werden und bis 2040 Gebiete für die Produktion von insgesamt 30 GW auszuweisen.

2. Aufbau einer Wertschöpfungskette für emissionsarmen und -freien Wasserstoff und Beitrag zur Entwicklung eines Marktes in Europa.

3. Schaffung einer Batterie-Wertschöpfungskette vom Rohstoffabbau bis zu Batterierecycling.

4. Weltweit führende industrielle Lösungen für die Abscheidung, Speicherung und Nutzung von CO2 (CCS und CCU).

5. Sauberste, modernste und energieeffizienteste Prozessindustrie der Welt, basierend auf High-Tech-Lösungen und hoher
Wertschöpfung.

6. Führungsposition im maritimen Sektor durch Entwicklung und Einsatz emissionsfreier Lösungen und autonomer Schifffahrt.

7. Nachhaltigste Forstwirtschaft der Welt; aus Bioressourcen aus dem Meer und vom Land entstehen klimafreundliche und rentable Produkte.