„It’s not science fiction, people!” – Norwegens Minister Vestre zuversichtlich für grüne Wende

Der norwegische Minister für Handel und Industrie, Jan Christian Vestre, während der Paneldiskussion am Tag der Industrie des BDI. Bild: BDI-Streaming (Screenshot)

Der norwegische Handels- und Industrieminister Jan Christian Vestre ist in Deutschland ein gefragter Mann. Nicht nur, weil sein Land der Bundesrepublik mit Energielieferungen während Engpässen geholfen hat und dies weiterhin tut. Sondern auch, weil er als Redner beim Publikum punktet. So hat ihn der BDI (Bundesverband der Deutschen Industrie e.V.) im Juni zum Tag der Industrie 2023 für eine Ansprache und ein darauffolgendes Panel eingeladen. Thema: Deutsch-Norwegische Zusammenarbeit in der Energiewende und zukünftige Geschäftsmodelle.

Ein Minister mit Zuversicht

Vestre, machte an diesem Dienstag, auf Deutsch, klar: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!“ Er sei zuversichtlich, dass beide Länder die grüne Wende mithilfe enger Zusammenarbeit und lukrativer Geschäftsmöglichkeiten für Unternehmen erreichen können. „It’s not science fiction, people!“

In seiner Rede lobte Vestre die gute und starke Partnerschaft Norwegens mit Deutschland und rief dazu auf, diese weiter zu vertiefen. Norwegen stehe in naher Zukunft bereit, bedeutend mehr Energie in Form von erneuerbar produziertem Wasserstoff und Strom, aber auch Rohmaterialien wie seltene Erden, etwa für den Batteriebau, zu liefern. Gleichzeitig könne das Land CO2 der deutschen Industrie entgegennehmen, um es anschließend im Meeresboden zu lagern.

Als Beispiele für die bereits jetzt enge Zusammenarbeit beider Länder nennt er Projekte wie die CO2-Abscheidung von Heidelberg Materials im norwegischen Breivik, die laufende Machbarkeitsstudie für eine Wasserstoffpipeline oder den Autobauer Mercedes-Benz, der im norwegischen Lefdal Mine Datacenter seine Clouds auf Servern speichert, die mit erneuerbarer Energie betrieben werden. 

Kritik an Bürokratie und Steuern

Etwas nüchterner als der norwegische Minister äußerten sich die Vertreter*innen der Industrie in der nachfolgenden Paneldiskussion, Toralf Haag (Voith Group), Nils Aldag (Sunfire) und Anne-Laure Chammard (Siemens Energy). Dort ging es darum, wie Europa sein Potenzial für den Aufbau einer nachhaltigen Wertschöpfung nutzen kann. Zwar sehen auch sie Fortschritte bei der Umsetzung Projekte im Bereich erneuerbare Energie, sprechen aber von anhaltend hohen bürokratischen Hürden und dem Fehlen einheitlicher Infrastrukturen und Regelungen über die Länder hinweg.

Zudem forderten sie von der europäischen Politik ein höheres Maß an Planbarkeit insbesondere in Form staatlicher Finanzierungsgarantien und die Schaffung von Anreizen anstelle von Steuern und Abgaben. Vestre entgegnete, von politischer Seite lägen alle Werkzeuge bereit, diese Anliegen anzugehen. Er betonte, dass es aber am privaten Sektor liege, den Weg zu weisen.

Verbände mit gemeinsamem Statement

Geimeinsam mit dem norwegischen Abreitgeberverband NHO hat der BDI am gleichen Tag ein Statement veröffentlicht. Darin halten die beiden Organisationen fest, die Industrie sei bereit für den grünen Wandel, was es jetzt brauche sei eine Bündelung der Kräfte und einen klaren politischen und regulatorischen Rahmen. Nur so können die angestrebten Ziele in den Bereichen Offshore-Wind, Wasserstoff und CCS erreicht werden.