Lust auf Land-Wind: Norwegische Statkraft investiert in Milliardenhöhe

Das norwegische staatliche Energieunternehmen Statkraft hat Investitionen in Milliardenhöhe angekündigt. Ein beachtlicher Teil davon soll in landbasierte Windparks fließen. Laut dem Unternehmen ist dies der beste Weg, Norwegens Produktion erneuerbarer Energie schnell zu steigern.

Für die Branche der landbasierten Windenergie in Norwegen waren die vergangenen Monate nicht immer ganz einfach. So hatte etwa der inzwischen beigelegte Streit zwischen Betreibern von Windkraftanlagen und norwegischen Ureinwohnern auf der Halbinsel Fosen international für Schlagzeilen und Unsicherheit bei Investoren gesorgt. Dazu kam die Ankündigung der Regierung, Norwegens Windparks an Land mit einer Grundzinssteuer von 35 Prozent belegen zu wollen. Daraufhin stellte sich die Branche die Frage, wie lohnend das Geschäft dann überhaupt noch ist. Das Parlament senkte die Steuer schließlich auf 25 Prozent.

Hinzu kam, dass in der Windenergiebranche das Augenmerk durch die Entwicklungen und Ausschreibungen der Regierung zuletzt vermehrt auf Offshore gelenkt wurde. 

Am vergangenen Montag, dem 8. Januar, dann die Überraschung: Das norwegische staatliche Energieunternehmen Statkraft kündigte an, massiv in landgestützte Windparks investieren zu wollen. Bis zu 12 Milliarden Norwegische Kronen (NOK), umgerechnet ca. 1 Mrd. EUR, sollen in den kommenden Jahren in die Modernisierung und den Neubau von Windkraftanlagen an Land fließen. Konkret strebt das Unternehmen mit dem Geld die Modernisierung und den Ausbau seiner Windparks in Smøla (Møre og Romsdal), in Hitra (Trøndelag) und in Kjøllefjord (Finnmark) an. Darüber hinaus erwägt Statkraft viele neue Windkraftprojekte in ganz Norwegen und steht laut eigener Aussage in gutem Dialog mit Landbesitzern, Gemeinden und betroffenen Interessengruppen.

Potential für schnelles Wachstum

Statkraft räumt in einer Mitteilung ein, dass die geplanten Projekte von der Genehmigungspraxis, der Entwicklung der Stromnachfrage, den Steuersystemen, den Rahmenbedingungen und nicht zuletzt von der lokalen Unterstützung und Akzeptanz abhängig seien. Birgitte Ringstad Vartdal, Executive Vice President Nordics, begründet den Entscheid für die Investitionen so: 

„Die landbasierte Windenergie ist die schnellste und billigste Technologie, die uns mit neuer Energie versorgen kann.“

Birgitte Ringstad Vartdal, Executive Vice President Nordics, Statkraft

Zwar werde die Wasserkraft das Rückgrat des norwegischen Stromsystems bleiben, aber es sei die Onshore-Windenergie, die Norwegen bis 2030 realistischerweise mit mehr Strom versorgen könne. „Wir wollen die besten Windprojekte entwickeln, damit wir schnell sowohl zur industriellen Entwicklung als auch zur Emissionsreduzierung in Norwegen beitragen können“, fährt sie fort.

Und es geht hier nicht nur um Norwegen selbst: Das Land will künftig vermehrt Strom erneuerbaren Quellen nach Europa exportieren und ist schon heute über mehrere Leitungen an den europäischen Strommarkt gekoppelt. Darunter zum Beispiel das NordLink-Kabel, welches nach Deutschland führt. Ein Ausbau der norwegischen Kapazitäten hat demnach auch Auswirkungen auf den Kontinent.  

Gesamtinvestitionen von mehreren Milliarden – Minister freut sich

Norwegens Energieminister Terje Aasland freute sich über die Ankündigungen von Statkraft. Gegenüber der Zeitung „E24“ sprach er von einem „Startpunkt für ein zukunftsorientiertes und starkes Energiesystem“.

Nebst den 10-12 Mrd. NOK für die Onshore-Windkraft kündigte Statkraft noch weitere Investitionen an:

  • 20-35 Mrd. NOK (ca. 1,8 – 3 Mrd. EUR) für Modernisierungen und Umbauten norwegischer Wasserkraftwerke.
  • 14-20 Mrd. NOK (ca. 1,2 – 1,8 Mrd. EUR) für die Sanierung von Staudämmen und die Modernisierung älterer Kraftwerke.

Insgesamt will Statkraft eine Windkraftproduktion von 2,500 Gigawattstunden (GWh) erreichen, was mehr als dem Doppelten der aktuellen Produktion entspricht. Gleichzeitig soll es bei der Wasserkraft eine 20%-Steigerung der installierten Leistung geben: Um 1.500–2.500 Megawatt (MW) soll diese wachsen.

Zusammengerechnet umfasst das nun angekündigte Investitionspaket von Statkraft zwischen 44 und 67 Mrd. NOK (ca. 4-6 Mrd. EUR) – je nachdem wie die Projekte umgesetzt werden können.  

Auch im Offshore-Geschäft aktiv

In seiner Mitteilung spricht das Unternehmen vom „größten Investitionsprogramm seit Jahrzehnten“ in die norwegische Wasser- und Windkraft. Das Stromsystem der Zukunft in Norwegen müsse sowohl mehr Strom liefern als auch eine höhere Flexibilität aufweisen. Ein Zusammenspiel zwischen der Flexibilität der norwegischen Wasserkraft, der Onshore-Windenergie und langfristig auch großen Mengen an Offshore-Windenergie werde dazu beitragen, sowohl wettbewerbsfähige Strompreise für norwegische Industrieunternehmen und Verbraucher als auch den Übergang zu einem klimafreundlichen Energiesystem zu gewährleisten, hält das Unternehmen fest.

So treibt Statkraft auch ihr Offshore-Windgeschäft voran. Im Februar vergibt der Staat voraussichtlich die Konzessionen für den Bau von Anlagen im Meeresgebiet Sørlige Norsdjø II. Statkraft ist Teil eines Konsortiums, das sich dafür beworben hat. Mit RWE und EnBW sind zudem zwei deutsche Unternehmen im Wettbewerb vertreten.