SimulaMet ist ein Forschungszentrum des Simula Research Laboratory und der Oslo Metropolitan University mit Forschungsaktivitäten in den Bereichen Netzwerk und Kommunikation, maschinelles Lernen und IT-Management. Wir haben uns mit Michael Riegler, Senior Research Scientist bei SimulaMet, über die Entwicklung und das Potenzial von KI in Norwegen unterhalten.
Was ist Ihre Aufgabe bei SimulaMet und im norwegischen Forschungsrat?
Bei SimulaMet arbeite ich als Senior Forscher in der Gruppe Holistic Systems, in der ich hauptsächlich für den Teil der Künstlichen Intelligenz (KI) verantwortlich bin. Ich arbeite unter anderem an der Entwicklung von Systemen für die automatische Erkennung von Krebs auf Bildern und ähnlichen Themen. Dabei konzentrieren wir uns auf das Verständnis kompletter Systeme. Im Kontext der KI erforschen wir beispielsweise, wie Informationen effektiv in ein System eingespeist, Algorithmen genutzt und Ergebnisse visualisiert werden können. Im Forschungsrat bin ich ein Teil der Expertengruppe für KI in der Medizin, habe aber auch zu einem allgemeinen Bericht über dieses Thema beigetragen.
In welchen Arbeitsbereichen und Branchen ist KI derzeit am weitesten verbreitet?
Diese Frage ist nicht so leicht zu beantworten. In vielen Bereichen wird versucht, KI effizient zu integrieren. Wenn man aber genau hinschaut, wird deutlich, dass dies nur sehr wenigen Akteuren gelingt. Ich denke, dass sich die meisten KI-Start-ups noch in der Entwicklungsphase befinden. Einige große Unternehmen haben Teilbereiche durch den Einsatz von KI-Technologie verbessern können. Von einer großen Umstellung im Arbeitsmarkt sind wir jedoch noch weit entfernt. In der KI-Forschung sind derzeit die Bereiche Medizin, Finanzen und Internet sowie Netzwerke sehr beliebt.
Welche Rolle spielt Norwegen bei der Erforschung und Entwicklung von KI? Und wissen Sie, wie Deutschland aufgestellt ist?
Ich denke, dass Norwegen auf einem guten Weg ist. Zurzeit fehlt noch eine übergeordnete Strategie für den Einsatz und den Umgang mit Künstlicher Intelligenz – diese wird aber sehr bald von der Regierung vorgelegt. Die Forschungseinrichtungen haben die Wichtigkeit dieser Technologie erkannt und in den letzten Jahren viele neue spezialisierte Labore wie CAIR, NORA, NTNU AI Lab oder OsloMet AI Lab etabliert. Im Vergleich zu Deutschland und Österreich scheint es in Norwegen einen Trend zu vielen verschiedenen Zentren zu geben. Ob dies eine gute oder schlechte Entwicklung ist, wird die Zukunft zeigen – aber ein bisschen Konkurrenz hat noch niemanden geschadet.
In welchem Bereich sehen Sie das größte Potential für KI?
Ich sehe am meisten Potential in der Medizin. Mit KI können wir hier nicht nur Ressourcen sparen, sondern auch Behandlungen verbessern. Ein wichtiger Punkt ist, dass wir KI nicht als Ersatz für Ärzte sehen, sondern als ein sehr effizientes Instrument.
Können Sie ein Paradebeispiel für ein KI-Projekt in Norwegen nennen?
Ein Beispielprojekt, das ich sehr gut kenne, ist Augere Medical. Das Start-up hat es geschafft, KI erfolgreich von der Forschung in die Klinik zu bringen. Ich bin auch der Meinung, dass kleinere Gründerunternehmen für die Arbeit mit KI-Projekten oft besser geeignet sind als bereits etablierte Unternehmen, die oftmals bestehende Prozesse automatisieren und effizienter gestalten wollen. Start-ups haben dagegen die Kapazität, etwas wirklich Neues und Innovatives hervorzubringen.