Wir müssen die Emissionen aus der Förderung reduzieren

Gastkommentar von:
Maria Moræus Hanssen, Vorstandsvorsitzende DEA Deutsche Erdoel AG

Als CEO eines internationalen Öl- und Gasunternehmens denke ich viel über zwei Themen nach: Einerseits trägt der Öl- und Gasverbrauch zur globalen Erwärmung bei und muss gesenkt werden. Andererseits wird die Welt auf absehbare Zeit nicht ohne Öl und Gas auskommen. Die Förderung wird deshalb weitergehen.

Fossile Energieträger wie Kohle, Öl und Gas tragen wie die industrielle Fleischproduktion und die massive Abholzung von Wäldern zum Klimaproblem bei. Im Gegensatz zu Kohle, Fleisch und Abholzung hat die Welt jedoch noch keine vollwertigen Alternativen zum heutigen Öl- und Gasverbrauch. Daher müssen wir die mit der Förderung und dem Verbrauch verbundenen Emissionen reduzieren und gleichzeitig weiterhin nach echten Alternativen forschen. Der größte und wichtigste Beitrag eines Öl- und Gasunternehmens im Upstream-Bereich liegt in der eigenen Förderung.

Bei der Förderung aus dem Erdölfeld Mittelplate, in dem DEA Betriebsführer und Wintershall Partner sind, sind die CO2-Emissionen 85 Prozent geringer als der Durchschnitt der weltweiten Öl- und Gasproduktion. Das ist auf eine umweltbewusste Küstenbevölkerung, Auflagen von lokalen Behörden sowie große Investitionen in Umweltmaßnahmen zurückzuführen. Ein norwegisches Beispiel ist das Johan Sverdrup-Feld: Die dortigen Ölplattformen werden von Land aus mit Strom versorgt, wodurch sich die CO2-Emissionen pro Jahr um einen Emissionswert von vergleichsweise 230 000 Pkw reduziert.

Es ist also möglich, den Carbon footprint zu reduzieren. Unternehmen müssen jedoch stärker dazu animiert werden. Es geht darum, kosten- und energieeffizient zu sein, neue Arbeitsweisen zu finden, die beste verfügbare Technologie zu nutzen, im großen Stil zu digitalisieren, und viel mehr in Mitarbeiter und Weiterbildung zu investieren.

Im Jahr 2019 muss die Reduktion des Carbon footprints zu einer gemeinsamen Verantwortung der Branche und ihrer Organisationen werden. Große Unternehmen wie Equinor, Shell oder BP können dies nicht alleine bewältigen. Es geht um ein verbindliches Engagement für die CO2 -Abtrennung und -speicherung, für die Entwicklung alternativer Energiequellen, für die Arbeit an globalen CO2-Abgaben sowie einer CO2-Steuer nach Verbrauch. Verschmutzer müssen für Verschmutzung bezahlen, sowohl Erzeuger als auch Verbraucher.

Es sollte uns auch mehr stören, dass es immer noch Unternehmen in der Branche gibt, die Lobbykampagnen gegen Klimaschutzmaßnahmen finanzieren. Wenn wir solche „Freunde“ haben oder feststellen müssen, dass unsere Branchenorganisationen unsere Werte nicht mehr vertreten, sollten wir etwas dagegen unternehmen.

Einige werden der Meinung sein, dass es aus Rücksicht auf das Klima am besten wäre, die gesamte Branche organisiert abzuwickeln. Das Problem ist, dass dies auch die Abwicklung anderer Unternehmen zur Folge hätte, die wir in der Welt brauchen. Die mechanisierte Landwirtschaft, die eine Voraussetzung für eine effiziente Lebensmittelversorgung ist, hängt von Öl und Gas ab. Der globale Transport auf See und in der Luft hängt nach wie vor von Öl ab. Der Automobilmarkt hängt vom Öl ab. Weltweit sind noch immer nur 0,2 Prozent Elektroautos unterwegs.

Die Stromerzeugung ist der größte Klimasünder und macht rund 25 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen aus. Glücklicherweise nimmt der Einsatz erneuerbarer Technologien zu. 2019 wird jedoch noch immer die Kohle dominieren; fast 40 Prozent des Stroms weltweit werden mit Kohle produziert.

Die meisten seriösen Prognosen zeigen, dass erneuerbare Technologien ihren Anteil an der Produktion und dem Verbrauch erhöhen werden, während der Anteil fossiler Brennstoffe abnehmen wird. Aufgrund des weltweit steigenden Energiebedarfs wird die Nachfrage nach Öl und Gas in zehn Jahren höher sein als heute.

Die technologische Entwicklung kann das Bild schon in wenigen Jahren verändern. Aber so wie es heute aussieht, wird die Welt noch viele Jahre auf Öl und Gas angewiesen sein. Die wichtigste Klimamaßnahme, die die Öl- und Gasindustrie umsetzen kann, besteht daher darin, sicherzustellen, dass Unternehmen im Bereich der Emissionsreduktion führend sind und dass wir uns trauen, ehrlich zu sein, wenn es um die Zukunft geht.